Anke, du teilst dein Wissen großzügig auf Instagram und in deinem Workshop „Freelancer Freedom“. Sollte man mit seinem Wissen nicht lieber geizen, sodass sich die Konkurrenz nichts abguckt?
Anke: Nein. Ich finde, dass man Leute aus der eigenen Branche nicht immer als Konkurrenz ansehen sollte, sondern eher als Gleichgesinnte, die dieselbe Leidenschaft für ein Handwerk teilen: Design. Man sollte sein Wissen nicht komplett zur Verfügung stellen und ab einer gewissen Stelle muss es einen Gegenwert haben, wie Geld oder Anerkennung. Deshalb erzähle ich zwar, was ich mache und gebe Tipps, aber nie bis ins letzte Detail. Und sind wir mal ehrlich: So triggert man das Interesse von potenziellen Auftraggeber:innen. So ist das überall: Auf Social Media und Blogs oder in Podcasts werden Dienstleistungen und Produkte immer nur angeteasert. Um den vollen Wert zu bekommen, muss man dann den Gegenwert leisten.
Warum würdest du auch anderen Solo-Selbstständigen dazu raten, ihr Wissen zu teilen?
Anke: Aus zwei Gründen: Erstens zeigst du damit, was du kannst. Man muss auch keine Angst haben, dass man sich dadurch für potenzielle Kund:innen obsolet macht, weil man vielleicht schon zu viele Tipps geteilt hat. Im Gegenteil: Wenn sie sehen, wie gut du bist, buchen sie dich. Zweitens, und hier sind wir bei meiner Leidenschaft angekommen, stärkst du deine Branche. Auf Instagram teile ich mein Wissen, aber das ist nur die Spitze des Eisbergs. Die volle Ladung aus zwölf Jahren Solo-Selbstständigkeit gibt es dann in meinem Workshop. Ich möchte denjenigen aus der Community, die gerade starten oder gerade struggeln, das geben, was ich am Anfang meiner Reise gebraucht hätte.
Dass zu Kreativität auch Unternehmertum gehört, musstest du auf die harte Tour lernen. Muss das immer so sein?
Anke: Nein! Leider wird im Studium oder in der Lehre nur das Handwerk vermittelt und der unternehmerische Aspekt nur selten zur Genüge. Dabei kann das eine nicht ohne das andere bestehen. Ich möchte vor allem meiner Designszene dabei helfen, sich besser zu positionieren, um nachhaltig arbeiten zu können. Denn der Existenzdruck, eine Folge von schlechtem Unternehmertum, blockiert Kreativität. Deshalb gilt: Auch in der Kreativbranche muss man sich mit seinen Zahlen auseinandersetzen, darüber lernen, sich richtig informieren und einen soliden Businessplan haben.
Wie viel Selbstbewusstsein muss ein:e Solo-Selbstständige:r in der Design-Branche mitbringen?
Anke: Ein gewisses Selbstbewusstsein muss da sein, aber es darf sich ruhig auch über die Zeit entwickeln. In unserer Branche beispielsweise hat sich der Wert von Design in den Augen vieler Menschen verringert, weil man einiges mit Canva und anderen DIY-Plattformen selbst machen kann. Doch genau das Gegenteil ist der Fall. Heutzutage ist es noch wertvoller geworden, Probleme kreativ lösen zu können. Mehr und mehr Unternehmen ziehen eine:n Designer:in deshalb von Anfang an hinzu, sodass wir von Prjektstart an integriert sind, die Vision verstehen und konzeptionell arbeiten können – und nicht erst am Ende irgendwas mit schöner Schrift retten sollen.
Viele Designer:innen nutzen diesen hohen Bedarf an wertvollem, gesamtkonzeptionellem Design noch nicht für sich! Die sitzen im stillen Kämmerlein und verkaufen ihren kreativen Denkprozess nicht. Und so entsteht oft der Irrglaube, dass Design Zufall ist, aber ein gutes Design könnte nicht weiter entfernt von Zufall sein. Das ist einer meiner größten Beweggründe: Ich möchte die Kreativszene so stärken, dass sie sich ihres wahren Wertes bewusst wird und diesen selbstbewusst einsetzen und verkaufen kann.

Zu guter Letzt: Die drei wichtigsten Fragen und Antworten aus dem Interview zusammengefasst
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