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Das Business floriert – inzwischen wieder und trotz Corona: Die Floristikwerkstatt „Grüner Leichtsinn“ in Gera ist total angesagt. Dabei lief es für Stephan Fiedler nicht immer so rosig. Wir wollten mal wissen, was er mit seiner Floristikwerkstatt anders macht als andere.

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lexfree: Hallo Stephan, deine Frau hat dir grade „freigegeben“ für dieses Interview? (grins) Hat sie der „Grüne Leichtsinn“ auch gepackt? 

Grüner Leichtsinn: Ja! Sie ist Erzieherin in einer Kita, aber unterstützt mich in jeder freien Minute. Die Floristik macht uns beide sehr glücklich.  

lexfree: Dein Erfolg gibt euch recht.  

Grüner Leichtsinn: Ja, aber wir haben auch extrem schwere Zeiten erlebt. Ich hatte 15 Jahre lang ein Blumengeschäft mit fünf Mitarbeitenden. Eigentlich ganz zentral. Irgendwann kam kaum noch Kundschaft, weil sich der Einkaufsbereich deutlich in den Süden der Stadt verschoben hat. Darum haben wir vor vier Jahren entschieden, das Geschäft aufzugeben. Mehr als schweren Herzens.  

lexfree: Und dann? 

Grüner Leichtsinn: Wir haben das Glück gehabt, dass unser Sohn, der Marketing studiert hat, uns  ein Marketing-Konzept für „Grüner Leichtsinn“ geschrieben hat. Er hat uns das Versprechen abgenommen, dass wir all das umsetzen, was er uns sagt. Und dann läuft der Hase auch. Da haben wir manchmal schwerstens geschluckt, bei so Sachen wie „Grüner Leichtsinn ist 24 Stunden erreichbar“. Am Ende hat sich die Sache dann doch etwas relativiert. Dass nach 18:00 noch jemand anruft und ‘n Blumenstrauß sofort haben will, das hat Seltenheitswert.  

Stephan Fiedler von Grüner Leichtsinn
Stephan Fiedler von Grüner Leichtsinn
lexfree: Du hast dein Geschäftslokal aufgegeben. Wo machst du denn jetzt deine Sträuße?

Grüner Leichtsinn: Ich habe aufgrund der Behinderung unserer Tochter in unserem Haus unten eine Einliegerwohnung gebaut. Franziska möchte aber lieber bei uns oben bleiben. Da hab‘ ich die Einliegerwohnung umgebaut zur Werkstatt. 30 Quadratmeter, wo wir das Tagesgeschäft erledigen. Und ich habe noch einen extra Workshop-Raum gebaut. 

lexfree: Du hast keine Laufkundschaft – wo kommen deine Aufträge her? 

Grüner Leichtsinn: Der Shop auf der Webseite und das Kontaktformular werden gut angenommen. Innerhalb von Gera liefere ich ab 20 Euro frei Haus. Und ich habe eine Blumenschleuse. Der Vorteil  ist, wenn der Kunde oder die Kundin sagt, „ich wees nicht, wann ich heute komm“, dann hinterleg‘ ich das Blumenarrangement in der Schleuse. Und er oder sie kriegt ein Video, wo die Schleuse zu finden ist, und den Zugangscode. Und hinterlegt das Geld. Da ist auch noch nie was schiefgegangen. Das klappt wunderbar.  

lexfree: Du machst nur Online-Bestellungen? 

Grüner Leichtsinn: Meine Frau und ich bieten auch Kreativ-Workshops an. Aber unsere Kernkompetenz liegt tatsächlich in Hochzeiten. Wenn wir nur Hochzeiten machen könnten, das wäre voll cool. Wir sind im Gegensatz zu vielen Hochzeitsflorist:innen nicht kitschig, sondern avantgardistisch. 2019 hatten wir beispielsweise 27 Hochzeiten, das ist schon eine ganz schöne Summe!! Da haben wir schwer geackert. Aber wir haben auch Geld dran verdient. Das kann man schon sagen.  

lexfree: Und wie schafft ihr das alles? 

Grüner Leichtsinn: Wir können zu, na, anderthalb einfach viel, viel effizienter arbeiten. Jetzt sage ich etwas, dass nicht sonderlich populär ist, aber auch dafür bin ich bekannt: Wir haben gesehen, dass wir beide wesentlich effizienter arbeiten als damals mit fünf Mitarbeitenden im Geschäft. Und wir arbeiten ganz effizient, denn jede Minute, die wir nicht arbeiten, ist unsere gemeinsame Freizeit. Und Freizeit mit unserer Tochter. Die will ja auch was von ihren Eltern haben.  

lexfree: Hat sich diese krasse geschäftliche Veränderung denn für dich finanziell gelohnt?

Grüner Leichtsinn: Ja. Das hat sich ganz wunderbar ergeben. Weißt du, ich habe noch nie Steuern für meine Floristik bezahlt bis zu dem Punkt, an dem ich den Laden aufgegeben habe und die Werkstatt eröffnet habe. Da kannste dir ja denken, wie es vorher finanziell um uns stand. Also wir verdienen jetzt Geld und wir geben das Geld sofort wieder aus. (lacht) Wir haben tolle Werkzeuge gekauft, wir haben den Workshop-Raum hergerichtet. Wir haben uns ein tolles Firmenauto gekauft. All diese Dinge, die wir davor nicht machen konnten, haben wir jetzt gemacht.  

lexfree: Wie kommst du aktuell mit der Pandemie klar? 

Grüner Leichtsinn: 2020 haben wir vom Bestand gelebt, 2021 wird’s langsam aber sicher knapp. Ich arbeite jetzt morgens früh ein bisschen mehr im Blumengroßmarkt, helfe da ein paar Stunden aus. Und meine Frau arbeitet ja – schon immer – halbtags als Erzieherin. 

lexfree: Du hast dir auch ein kleines Fotostudio gegönnt. Macht ihr dort Fotos für eure Social Media Postings? 

Grüner Leichtsinn: Ja, das hab‘ ich in der Werkstatt installiert, damit wir – unserer Meinung nach – schöne Fotos machen können. Unsere Instagram-Seite pflegen wir am meisten. Wir sind der Meinung, dass Instagram für uns aktuell die beste Plattform ist. Aber es gibt so viele Möglichkeiten im Social Media Bereich, Aufträge zu bekommen. Da wird es manchmal schon unüberschaubar: per WhatsApp, per E-Mail, per Anruf, per Webshop, per Kik, per Signal, per iMessage – was hab‘ ich denn alles vergessen? Du ahnst es schon, ich sitze abends immer da und muss alle meine Apps durchstöbern… Vor Muttertag wird’s ‘n Drama, weil auf allen Kanälen Aufträge kommen. Aber ich versuche jede:n glücklich zu machen und es macht mir wahnsinnig viel Spaß. 

lexfree: Wieviel Prozent deiner Bestellungen kommen denn über Social Media Kanäle?

Grüner Leichtsinn: 5% Social Media und Messenger Apps, 70% persönliche und telefonische Kontakte und die restlichen 25% über den Webshop.  

lexfree: Ich behaupte jetzt mal bewusst provokant: Der Aufwand, den du auf Instagram betreibst, rentiert sich ja gar nicht.  

Grüner Leichtsinn: Nicht im Allergeringsten. Wir pflegen unser Instagram-Profil für Anerkennung.  

lexfree: Also meine hast du definitiv! So ein wahnsinniger Turnaround und was für eine Leidenschaft für Blumen! Danke für deine Zeit. Ich weiß, die ist immer ganz knapp. 

Grüner Leichtsinn: Hat Spaß gemacht! Bis denne.

Zu guter Letzt: Die wichtigsten Fragen und Antworten aus dem Interview zusammengefasst

Das Blumengeschäft hat Stephan Fiedler aufgegeben – aber wie kommen dann die Aufträge zustande?

Über einen Webshop und ein Kontaktformular nimmt Stephan Fiedler Aufträge entgegen. Außerhalb der Geschäftszeiten können Sträuße in einer Schleuse abgeholt werden – der:die Kund:in erhält einen Zugangscode und kommt so an seinen:ihren bestellten Strauß.

Kommen alle Einnahmen aus dem Verkauf der Sträuße?

Nein. Neben dem Verkauf von Blumensträußen bieten Stephan und seine Frau auch Kreativ-Workshops an.

Wofür wird das Fotostudio in der Werkstatt genutzt?

Das Fotostudio wird dazu genutzt, schöne Bilder für die Social-Media-Kanäle von Grüner Leichtsinn aufzunehmen.


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