Stundensätze berechnen: In 3 Schritten zum realistischen Preis
Egal ob du Freelancer:in, Gründer:in oder Solo-Selbstständige:r bist, wir zeigen dir einfach und übersichtlich, wie du deinen optimalen Stundensatz berechnen bzw. kalkulieren kannst.
Welche Faktoren sind bei der Berechnung wichtig?
Um als Solo-Selbstständige:r, Gründer:in oder Freelancer:in zu einem realistischen Stundensatz zu gelangen, musst du eine ganze Reihe von Faktoren bedenken. Gerade für Freiberufler:innen und alle anderen Solo-Selbstständigen ist es von Anfang an enorm wichtig, ihren Stundensatz oder Stundenkostensatz zu berechnen und eine gute Stundensatzkalkulation zu ermitteln.
Beantworte dafür folgende Fragen:
- Welche Fixkosten gibt es?
- Wie hoch ist deine Produktivität?
- Welche betrieblichen Kosten hast du?
Stundensatz berechnen Schritt 1: Bestimme deine Fixkosten
Wichtig ist, dass du nicht nur deine Betriebsausgaben betrachtest, sondern auch deine privaten Kosten. Denn diese müssen ebenfalls von deinem monatlichen Honorar gedeckt werden.
1. Bruttoeinkommen
Überlege dir zuerst dein gewünschtes und natürlich realistisches Bruttoeinkommen. Achtung: Brutto! Du musst also noch die Einkommensteuer, die du zahlen musst, im Blick haben.
2. Sozialversicherung
Dann kommen die Kosten für die Sozialversicherung dazu:
- Gesetzliche oder private Krankenversicherung
- Gesetzliche Rentenversicherung (nur wenn du Mitglied bist, nicht alle Selbstständigen sind dazu verpflichtet)
- Gesetzliche Pflegeversicherung
3. Berufsunfähigskeitsversicherung
Wenn du dir die Statistiken ansiehst, erkennst du schnell, dass die Berufsunfähigkeitsversicherung eine der wichtigsten Versicherungen für Selbstständige, Gründer:innen und Freelnacer:innen ist. Wenn du also eine abgeschlossen hast, nimmst du diesen Posten auch mit auf.
4. Weitere Versicherungen
z. B.Haftpflichtversicherung etc.
5. Altersvorsorge
Berücksichtige eine Altersvorsorge von zum Beispiel 10 Prozent. Das erscheint dir viel? Diesen Mindestbeitrag solltest aber du auf jeden Fall zurücklegen, auch wenn es aktuell weh tut. Im Alter wirst du dir selbst dankbar dafür sein. Hilfreiche Infos und Tipps zum Thema Altersvorsorge für Selbstständige findest du in unserem Beitrag.
6. Mietkosten für Wohnung, Haus und Büro (falls du eins hast)
Wenn du zu Hause arbeitest, fallen keine zusätzlichen Mietkosten fürs Büro an und du kannst dein Arbeitszimmer absetzen.
7. Kosten für Mitgliedschaften
z. B. für die IHK
8. Finanzierungskosten
z. B. Zinsen für einen Kredit
9. Monatliche Gebühren
z. B. für Hosting oder Software
Stundensatz berechnen Schritt 2: Liste deine variablen Kosten auf
Die Höhe der variablen Betriebsausgaben ist je nach Branche natürlich unterschiedlich. So haben beispielsweise Handwerker:innen mehr Kosten als Autor:innen, die mit einem einfachen Laptop auskommen und keine monatlichen Produktions- und Materialkosten haben. Hier einige variable Kosten, die du bei deiner Kalkulation deines Stundensatzes berücksichtigen bzw. einplanen solltest:
- Marketingkosten
- Verwaltungskosten: Dazu zählen die Buchhaltung an sich sowie unterstützende Buchhaltungssoftware, aber auch Papierkram wie Briefumschläge, Briefmarken, Papier usw. kannst du hier mit einbeziehen.
- Kosten für betriebliche Steuern: zum Beispiel für die Gewerbesteuer
- Weiterbildungskosten
- Kosten für Lieferanten
- Hast du noch offene Finanzierungskosten
- Kosten für Werkzeuge oder sonstiges Arbeitsmaterial
- Deine Lebenshaltungskosten
Stundensatz berechnen Schritt 3: Ermittle deine Produktivität
1. Urlaub und Feiertage
Berechne die Anzahl der Feiertage und deiner Urlaubstage für den angesetzten Zeitraum (z. B. ein Jahr oder ein Quartal). Bedenke dabei, dass du als Solo-Selbstständige:r und Gründer:in oft beim Urlaub zurücksteckst – insbesondere am Anfang.
2. Krankheit
Auch hier solltest du wieder den Wert etwas pessimistischer ansetzen, um böse Überraschungen zu vermeiden.
3. Weiterbildung
Nun kommt ein wichtiger Punkt, den viele Selbstständige vergessen: Weiterbildung. Überlege dir, wie viel Zeit du in dieses Thema steckst.
4. Auslastung
Weiter geht’s mit deiner Auslastung. Denn: Egal wie motiviert du bist – du kannst nicht an 365 Tagen arbeiten, ordentlich Arbeitsstunden sammeln und selbst wenn du das wolltest, bist du natürlich auch nicht immer voll ausgelastet.
Auch wenn du genug Kund:innen hast, musst du dich immer noch um diverse organisatorische, betriebswirtschaftliche und buchhalterische Themen kümmern. Und die kosten dich ebenfalls Arbeitszeit.
Was ist also eine realistische Auslastung?
Du wirst nie zu 100 Prozent ausgelastet sein. Wenn du schon einen bestehenden Kundenstamm oder ein gutes Netzwerk in der Branche hast, ist ein Wert von 70 Prozent realistisch.
Wenn du bisher in einem Unternehmen Angestellte:r warst und komplett von Null in deine Selbstständigkeit gestartet bist, solltest du eher von 50 Prozent ausgehen.
So erhältst du die Tage und Stunden, an denen du tatsächlich produktiv arbeiten und damit Geld verdienen kannst.
Diese Arbeitstage bilden die Grundlage für die Ermittlung deines Stundensatzes.
Netto-Stundensatz berechnen
Du hast jetzt alle wichtigen Posten auf deiner Liste und kannst die Stundensatzkalkulation angehen. Zunächst kannst du deinen Mindeststundensatz und auf Basis dessen deinen optimalen Netto-Stundensatz berechnen.
Mindeststundensatz
In Schritt 3 hast du die Anzahl Tage pro Monat errechnet, die du produktiv auf Rechnung arbeiten kannst. Damit kannst du deinen Mindeststundensatz berechnen. Also den Stundensatz, den du mindestens erhalten musst, um alle deine Kosten zu decken. Die Formel dafür lautet:
Kosten / Arbeitszeit = Stundensatz
Optimaler Stundensatz mit Gewinnmarge
Im Normalfall willst du mit deinem Business nicht nur deine Kosten decken, sondern auch Gewinn machen, ein gutes Gehalt einheimsen und einen Puffer aufbauen, um Rücklagen zu bilden. Wie viel Gewinn das letztlich sein soll, kannst du selbst bestimmen. Addiere diesen Betrag auf deinen Mindeststundensatz. Und – voilà – jetzt hast du deinen Netto-Stundensatz errechnet!
Vergleiche deinen Stundensatz mit anderen!
Jetzt, wo du fertig bist, solltest du eine Sache noch tun: Vergleiche deinen Stundensatz mit deinen Mitbewerber:innen. So kannst du sicherstellen, dass du nicht total aus dem Rahmen fällst. Weder in die eine noch in die andere Richtung. Wie du mit deinen Kund:innen dein Lohn bzw. Honorar geschickt verhandeln kannst, erfährst du im Interview mit der Verhandlungsexpertin Anja Henningsmeyer und in unserem Artikel zum Thema "Richtig verhandeln".
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