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Auf Stuhl sitzender Mann mit hochgelegten Beinen auf FensterbankIcon Video abspielen
Foto: Ron Lach (Pexels)

Rituale?! STOP! Wer das Kopfkino gerade auf Bibel.tv, den Hexenkanal oder zur Ohm-Show geschaltet hat, bitte einmal fix zurückzappen. Rituale entfalten auch ganz ohne religiösen oder mystischen Kontext ihre zauberhafte Wirkung. Alltagsmagie sagen die einen, wissenschaftlich begründbare Logik meinen die anderen. Mir ist beides recht. Hauptsache, es funktioniert.

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Rituale = Gewohnheiten?

Es liegt erst einmal nahe, Rituale mit Gewohnheiten und Routinen in einen Topf zu werfen. Das ist allerdings nicht ganz kantenscharf. Gewohnheiten und Routinen sind automatisierte Handlungen. Die können uns zwar auch guttun auf andere Weise. Bei routinierten oder gewohnheitsmäßigen Handlungen wechselt das Gehirn in eine Art erholsamen Standby-Modus. Wir wissen, ohne viel nachzudenken, was zu tun ist, was gleich kommt und wie lange es dauert.  

Der Effekt: Wir sparen Kraft und Energie, empfinden Sicherheit und entspannen. Energiespar-Modus.

Was genau sind Rituale?

Bei Ritualen ist das etwas anders. Ein Ritual ist eine feierliche Handlung. Anders als Routinen oder Gewohnheiten hat ein Ritual immer einen emotionalen Wert. Eine sinnliche Komponente und damit einen hohen Grad an Bewusstheit. Wir genießen, was wir tun, und sind voll bei der Sache. Darin liegt der Hauptunterschied zu Gewohnheiten und Routinen, die wir oft nebenbei im Autopilot ausführen.  

Untersuchungen haben gezeigt, dass schon die einfachsten Rituale das Stresslevel merklich senken. Logisch, denn genau genommen sind Rituale eine Form der Meditation. Wir fokussieren uns auf etwas, das wir ganz bewusst mit allen Sinnen tun. Achtsamkeit nennt man das.  

Der Effekt: Wir fokussieren uns auf etwas, das uns guttut, sammeln und besinnen uns, schöpfen neue Kraft und emotionale Positivität. Auftank-Modus.

Wer verwendet Rituale?

Rituale existieren in jeder Kultur, aber auch in jeder Familie, Beziehung sowie unter Freund:innen. Ich kenne eigentlich niemanden, der keine Rituale in seinen Alltag integriert hat. Manche würden es vielleicht nicht so nennen. Aber schau dir doch einmal an, wie du morgens deinen Kaffee trinkst. Oder kurz unter der heißen Dusche innehältst. Oder zum Feierabend deinen Schreibtisch aufräumst. Oder dich auf eine bestimmte Art und Weise zum Meditieren zurechtsetzt. Oder oder oder.

Eltern zelebrieren mit ihren Kindern das Vorlesen vor dem Zubettgehen, Paare bestimmte Begrüßungs- oder Abschiedsrituale, Freund: innen das gemeinsame Feierabendbier oder Wellnesswochenende. All das sind Rituale – je bewusster erlebt, desto effektiver.

Kennst du deine Rituale?

Die meisten Rituale entwickeln wir instinktiv. Weil wir etwas einfach gerne tun oder merken, dass uns das Ergebnis guttut. Das genüssliche Schnüffeln in frischen Kaffeedampf zum Beispiel. Oder das morgendliche Bettmachen, weil man abends einfach lieber in ein ordentliches als in ein durchwühltes Bett geht. Welche Rituale hast du für dich entwickelt? Schau sie dir einmal genau an. Vielleicht lassen sie sich ausbauen. Optimieren. Verknüpfen. Oder dir fallen sogar ganz neue auf, die du gerne etablieren möchtest.  

Kleines Beispiel aus dem Nähkästchen:

Früher konnte ich das Nutellaglas nicht öffnen, ohne SOFORT schnüffelnd mit geschlossenen Augen meine Nase über/in die große Öffnung zu halten. Ich tat das zwar nicht gerade unbewusst, aber so richtig bewusst wurde es mir erst, als meine Mitbewohnerin irgendwann begann, mich dafür auszulachen. Seitdem feiere ich es extra-lang und extra-intensiv. Bis heute. Nur dass mein Nutella jetzt nucao Spread heißt und ich es nicht mehr in kg-Gebinden „verarbeite“.  

Wichtig: In diesem Ritual steckt die ganze Geschichte. Das ist zum einen die Explosion olfaktorischer Köstlichkeit. Zum anderen die schmunzelnde Erinnerung an besagte Mitbewohnerin samt Drumherum. Aber eben auch die Freude darüber, heute ein deutlich bewussteres, gesünderes Leben zu führen. Ganz schön viel positive Energie, die da in so einer verhältnismäßig kleinen Geste steckt, oder?

DIY-Rituale

Es gibt natürlich unendlich viele Möglichkeiten, Rituale in den Alltag einzubauen. Das Wichtigste dabei ist: Ganz gleich, was du tust, tu es ganz bewusst und tu es für dich. Weil es dich mit Freude oder einfach dem guten Gefühl von Geborgenheit erfüllt. Alles andere ist „nur“ eine Gewohnheit. Hier einige Ideen, wann und wo und wie sich ein Ritual anbietet.

Morgenritual

Beginne den Tag mit etwas, das dir guttut – und baue das auch gerne aus. Gehörst du zu den „Kaffeedampf-Schnüfflern“? Dann beginne diesen Genuss doch schon mit dem Öffnen der Kaffeedose, der Zubereitung (sofern das nicht nur ein Knopfdruck ist), der Auswahl des Lieblingsbechers, dem duftigen Eingießen, dem perfekten Platz in Deiner Wohnung. Erweitere deinen Genussmoment ganz bewusst auf ein Ritual, das dir von Anfang bis Ende Fokus und Genuss beschert. So beginnst du den Tag damit, dir selbst etwas Gutes zu tun – besser geht es nicht. Plane dafür ausreichend Zeit ein.  

Pausenritual

Klar, mal eben ins Bad gehen, ist auch eine Pause. Aber eben keine, die für Entspannen und Kräftesammeln taugt. Setze dir regelmäßige Pausentermine. Die brauchen jeweils nur wenige Minuten lang zu sein, die du aber bewusst füllst. Mit einem Mini-Spaziergang um den Block oder vielleicht auch nur Stoßlüften und einigen tiefen Atemzügen am offenen Fenster. Oder einem kurzen Blick nach innen – wie geht es mir eigentlich gerade? Oder einer kleinen Kaffee- oder Teezeremonie. Schau selbst, was dich zum Lächeln bringt.  

Essensritual

Die meisten Menschen essen, während sie etwas anderes tun. Sich unterhalten, fernsehen, arbeiten. Es lohnt sich, wenigstens eine Mahlzeit am Tag zu ritualisieren. Also nichts anderes zu tun, als zu essen. Die Nahrungsmittel anzuschauen, zu riechen und im Mund zu spüren, zu kauen, zu schmecken und den Körper ganz bewusst mit gutem, frischem „Treibstoff“ zu versorgen. Wer gerne isst, wird dieses Ritual lieben!

Abendritual

Nutze Rituale, um in den Feierabend- oder gar Schlafmodus zu kommen. Besser als das sprichwörtliche Feierabendbier finde ich persönlich einen Becher beruhigenden Kräutertee auf deinem Lieblingsplatz bei dir zu Hause. Lasse den Tag in Ruhe Revue passieren bis der Becher leer ist. Danach räumst du ihn weg oder wäscht ihn ab und schließt damit die Gedanken zum Tag ab. Das geht auch ohne Tee, beispielsweise auf der Bahnfahrt. Den Übergang in den Feierabend könnte dann das „rituelle“ (also bewusste) Überschreiten einer bestimmten Schwelle kennzeichnen.  

Sinne an, Stress aus

Ganz gleich, wie komplex oder simpel ein Ritual ist, es lebt vom Bewusstsein. Sinnlichkeit – also die betonte Nutzung der Sinne – ist ein guter Weg, dieses Bewusstsein auch länger zu halten. Baue also in deine Rituale unbedingt sinnliche Komponenten ein. Sie vertiefen die Wahrnehmung, intensivieren das Erleben und senken Stress.

Zu guter Letzt: Drei häufige Fragen zu Ritualen, die das (Arbeits-)Leben erleichtern

Was ist der Unterschied zwischen Ritual und Gewohnheit?

Gewohnheiten sind Handlungen, die regelmäßig ausgeübt werden und bei der die Person genau weiß, was zu tun ist, ohne groß zu überlegen. Rituale sind bewusste Handlungen, für die sich Zeit genommen wird und die einen bestimmten psychologischen Zweck erfüllen.

Welche Ritual-Beispiele gibt es?

Hier einige Bespiele zur Inspiration: Genussvolles Kaffeetrinken am Morgen, ein kleiner Spaziergang in der Pause, bewusstes Essen ohne Nebenbeschäftigung oder ein Kräutertee am Abend auf dem Lieblingsplatz.

Für was sind Rituale gut?

Rituale sind gut, um die eigenen Sinne zu stärken, das Erlebte bewusster wahrzunehmen, sich geborgen zu fühlen und das eigene Stresslevel zu senken.

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