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Foto: Alexander Suhorucov (Pexels)

Nachhaltigkeit als Haltung und nachhaltiges Wirtschaften als handlungsleitendes Prinzip müssen in die Unternehmensstrategie integriert werden, um Wirkung zu entfalten. Im Kern geht es dabei um die eigenen Ambitionen, die in verschiedenen Anspruchsniveaus und in der strategischen Ausrichtung verankert werden können.

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Nachhaltigkeit wird das neue Normal  

Unternehmer:innen, Entscheider:innen und Solo-Selbstständige, die Nachhaltigkeit nur als Aushängeschild nutzen und nicht als Handlungsprinzip leben bzw. es einem anderen Handlungsprinzip unterordnen, treffen andere Entscheidungen. Das führt im Ergebnis dazu, dass spezifische Nachhaltigkeitsstrategien als Teil der Unternehmensstrategie formuliert werden und nur vereinzelt über die regulatorischen Anforderungen – das Pflichtprogramm – hinausgehen. Nicht selten werden dabei die installierten Nachhaltigkeits-Beauftragten als Feigenblatt für ein vermeintlich nachhaltigeres Wirtschaften verschlissen.  

Dabei ist nachhaltigeres Wirtschaften wichtiger und dringlicher denn je, es ist alternativlos. Der Druck auf Unternehmen ist heute schon gewaltig und wird in den nächsten Jahren weiter zunehmen. Der Ukraine-Krieg führt uns anschaulich und mit schrecklichen Bildern vor Augen, wie groß die Herausforderung bereits ist. Und das ist nur einer der vielen Treiber für ein nachhaltigeres Wirtschaften. Unternehmer:innen und Entscheider:innen sind gefordert, der Wort-Akrobatik in den Versprechungen der Strategiepapiere und Nachhaltigkeitsberichte Taten folgen zu lassen. Das bedeutet, dass ausnahmslos in allen Unternehmensbereichen die eigenen Ambitionen für ein nachhaltigeres Wirtschaften gesteigert werden müssen, auch um die eigene Widerstandfähigkeit zu stärken. Solo-Selbstständige können ihre Reichweite nutzen, damit Nachhaltigkeit zur „neuen“ Normalität wird – und bleibt.

Nachhaltigkeit – mehr als nur ausgewählte Akzente

Eine auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Unternehmensstrategie unterscheidet sich von anderen durch den Umfang der darin enthaltenen Aussagen zu ökologischen, sozialen und ökonomischen Aspekten der Nachhaltigkeit – und vor allem durch die definierten Anspruchsniveaus. Egal, in welcher inhaltlichen Struktur die strategischen Aussagen abgebildet werden, es kommt darauf an, wie ambitioniert sie formuliert werden, ob sie mit messbaren Zielen, Maßnahmen und Verantwortlichkeiten unterlegt sind, ob sie im Unternehmen und von den Solo-Selbstständigen (vor-)gelebt werden.  

Differenzierende Anspruchsniveaus zu Nachhaltigkeitsaspekten können unter anderem in diesen Gestaltungsfeldern verankert werden:  

  • Art der Unternehmensführung und Unternehmenszweck
  • Gewinnanspruch und -verwendung
  • Beschaffung und Lieferketten  
  • Diversität und Chancengleichheit
  • Transparenz
  • Beteiligung und Mitentscheidung
  • Verdienstmöglichkeiten
  • Produktdesign und Kreisläufe
  • Anreizsysteme
  • Marketing und PR
  • Energie- und Umweltmanagement
  • IT und Netzwerke
  • Mobilitäts- und Fuhrparkmanagement

Grundsätzlich lässt sich der Reifegrad definierter Anspruchsniveaus in vier Cluster einsortieren:  

1. Taktgeber:innen: Pionier:innen der Nachhaltigkeit

„Nicht Gewinne erwirtschaften, die dann in Umwelt- und Sozialprojekte fließen, sondern Gewinne bereits umwelt- und sozialverträglich erwirtschaften“ (vgl. Pufé, Iris (2014)). Unternehmer:innen, Entscheider:innen und Solo-Selbstständige, die nach dieser Maxime wirtschaften, schaffen einen wirkungsvollen Beitrag für die Lösung unserer gesellschaftlichen Nachhaltigkeitsprobleme. Das ist ihr vordringliches Anliegen. Sie denken ihr Unternehmen und ihr Geschäft, von außen nach innen. Ökologische und soziale Ziele sind in diesen Unternehmen fest verankert. Gewinne zu erwirtschaften ist „nur“ eine strenge Nebenbedingung. Bei der Suche nach Lösungsansätzen für jedes ungelöste, gesellschaftliche oder globale Problem werden innovative Geschäftsmodelle entwickelt. Darüber hinaus werden neue Formen von Kooperationen innerhalb von Lieferketten, über Branchen hinweg oder zwischen privaten, öffentlichen und zivilgesellschaftlichen Akteur:innen geschmiedet. Der Klimaschutz ist oftmals integraler Bestandteil des Kernangebotes. Unternehmen und Solo-Selbstständige, die solch einer strategischen Ausrichtung folgen, tragen dazu bei, dass die Nachhaltigkeitsprobleme gelöst und nicht vergrößert werden.

2. Still­halter:innen: Nachhaltigkeit spielt in der Unternehmens­strategie keine Rolle

Unternehmer:innen, Entscheider:innen und Solo-Selbstständige agieren hier nach dem von Milton Friedman definierten Prinzip »The Business of Business is Business«. Ihre Anliegen orientieren sich demnach ausschließlich an ökonomischen Aspekten und berücksichtigen in erster Linie die Interessen der Shareholder, also der Eigentümer:innen und der geschäftsführenden Manager:innen. Umsatz, Gewinn und Marktanteile sind typische, zentrale Steuerungsgrößen. Anliegen für ein nachhaltigeres Wirtschaften spielen bei unternehmerischen Entscheidungen in der Regel keine Rolle. Die Verantwortung für die Lösung ökologischer und gesellschaftlicher Probleme werden als alleinige Aufgabe des Staates angesehen.  

3. Nachfolger:innen: Mehr Schein als Sein

Wer sich als Nachfolger:in verortet, sieht sich zunehmend mit den sozialen und ökologischen Anliegen der Gesellschaft konfrontiert. Auch wenn ökologische und soziale Aspekte an Bedeutung gewinnen, stehen ökonomische Ziele weiterhin im Vordergrund. In einem verfeinerten Shareholder-Value orientieren sie sich nicht mehr ausschließlich an den Interessen der Shareholder, sondern richten ihr Augenmerk auch auf die Stakeholder. Sie haben zudem erkannt, dass durch ein Nachhaltigkeitsmanagement unter anderem Kosten gespart, Risiken reduziert und die Attraktivität als Arbeitgeber gesteigert sowie Wettbewerbsvorteile erzielt werden können. Sie versuchen, die sich aus den ökologischen, sozialen und ökonomischen Aspekten ergebenden Chancen und Risiken früh zu erkennen und für sich durch Effizienzstrategien nutzbar zu machen. Ein nachhaltigeres Wirtschaften ist aber immer noch Mittel zum Zweck und der Verdacht von Greenwashing allgegenwärtig.  

4. Umwand­ler:innen: Balancieren ökologische, soziale und ökonomische Anliegen aus

Unternehmer:innen, Entscheider:innen und Solo-Selbstständige, die als Umwandler:innen einen großen Schritt weiter gehen wollen, lösen sich von eindimensionalen Zielen wie Umsatz, Gewinn und Marktanteilen. Indem sie zunehmend ökologische, soziale und ökonomische Aspekte in den Mittelpunkt ihrer Geschäftstätigkeit stellen, verfolgen sie eine dreidimensionale Wertschöpfung. Das bedeutet, dass Ziele für alle Aspekte der Nachhaltigkeit definiert werden und sie im Verhältnis zueinander gleichgewichtig und in Balance sind. Um diese Ziele zu erreichen, wird Nachhaltigkeit in der Unternehmensstrategie als handlungsleitendes Prinzip verankert und mit adäquaten Maßnahmen und Umsetzungsplänen unterlegt. Die bereits eingeführten Managementsysteme werden um relevante Indikatoren für die Erfolgs- und Berichterstattung erweitert. Für die Umsetzung von Projekten und Programmen wird die bestehende organisatorische Infrastruktur genutzt und es werden entsprechende Verantwortlichkeiten geschaffen.  

Fazit: Heute die Weichen für mehr Nachhaltigkeit stellen

Das Thema Nachhaltigkeit geht nicht wieder weg. Es sickert immer mehr in unser Bewusstsein und verändert unser Verhalten. Auch wenn den heutigen Absichtserklärungen nicht immer auch Taten folgen, so wird sich doch unsere Art und Weise zu leben und zu wirtschaften langsam und stetig wandeln. Darauf müssen sich Handelnde in der Wirtschaft strategisch einstellen. Nicht übermorgen, nicht morgen – heute! Je mehr Unternehmer:innen, Entscheider:innen und Solo-Selbstständige als Taktgeber:innen in Sachen Nachhaltigkeit in ihren Branchen und Märkten vorangehen, desto mehr werden ihnen folgen (müssen).

Zu guter Letzt: FAQ zum Thema Nachhaltigkeit als Unternehmens­strategie

Was unterscheidet eine auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Unternehmensstrategie von anderen?

Sie unterscheidet sich im Umfang und in der Qualität der Aussagen zu ökologischen, sozialen und ökonomischen Aspekten der Nachhaltigkeit. Es kommt darauf an, wie ambitioniert die Ansprüche formuliert werden, und ob sie mit messbaren Zielen, Maßnahmen und Verantwortlichkeiten unterlegt sind und gelebt werden.

In welchen Gestaltungsfeldern lassen sich Nachhaltigkeitsaspekte verankern?

Die Palette an möglichen Gestaltungsfeldern ist groß: Art der Unternehmensführung und Unternehmenszweck, Gewinnanspruch und -verwendung, Beschaffung und Lieferketten, Diversität und Chancengleichheit, Transparenz, Beteiligung und Mitentscheidung, Verdienstmöglichkeiten, Diversität und Chancengleichheit, Produktdesign und Kreisläufe, Anreizsysteme, Marketing und PR, Energie- und Umweltmanagement, IT und Netzwerke, Mobilitäts- und Fuhrparkmanagement.

Warum sollten wirtschaftlich Handelnde heute die Weichen für mehr Nachhaltigkeit stellen?

Das Thema Nachhaltigkeit bleibt bestehen. Aus diesem Grund wird es einen stetigen Wandel in der Art und Weise zu leben und zu wirtschaften geben. Je mehr Unternehmer:innen Nachhaltigkeit in ihren Branchen und Märkten vorantreiben, desto mehr werden ihnen folgen.

Quellen
  • Pufé, Iris (2014): Was ist Nachhaltigkeit? Dimensionen und Chancen. In: Bundeszentrale für politische Bildung (2014): Aus Politik und Zeitung - Nachhaltigkeit (APuZ). Jahrgang 64, S.16.
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