Definition: Was ist Liquiditätsplanung und was bedeutet Liquidität?
Der Begriff Liquidität lässt sich am einfachsten mit dem Wort Zahlungsfähigkeit beschreiben. Zur Erklärung: Die Liquiditätsplanung drückt aus, ob du deine Zahlungsverpflichtungen aus Verbindlichkeiten jederzeit erfüllen kann. Dazu gehören zum Beispiel:
- offene Rechnungen von Lieferanten
- Mieten
- diverse Nebenkosten, die sich aus dem Status der Selbstständigkeit ergeben, wie Hosting-Gebühren für deine Webseite etc.
Warum macht man eine Liquiditätsplanung?
In der Gründungsphase ist es für Selbstständige essenziell, eine Liquiditätsvorschau zu skizzieren. So entwickeln sie ein Gefühl dafür, wie lange die vorhandenen finanziellen Mittel ausreichen werden. Mit der Liquiditätsplanung innerhalb deines Businessplans erkennst du folglich schnell, ob deine Privateinlagen ausreichen oder du darüber hinaus noch eine externe Finanzierung benötigst.
Wirklich wichtig wird die rollierende Liquiditätsplanung im laufenden Geschäftsbetrieb. Erst dann entwickelst du ein Gefühl für Geldströme. Das hilft dir, mögliche Probleme schon frühzeitig zu erkennen und entsprechende Maßnahmen zu treffen, die deinen Cashflow – gemeint ist der Geldfluss – erhöhen.
Was passiert, wenn Finanz- und Liquiditätsplanung fehlen?
Wenn dir der Überblick fehlt und du nicht weißt, ob du noch genügend Geldmittel hast, um deinen Verbindlichkeiten nachzukommen, bedeutet das für deine Selbstständigkeit im schlimmsten Fall „Game over“. Denn Geschäftspartner:innen und das Finanzamt kennen kein Pardon, wenn sie berechtigte Zahlungen nicht rechtzeitig erhalten. Eine realistische Finanz- und Liquiditätsplanung gehört deshalb zu deinen unternehmerischen Verpflichtungen. Kommst du diesen nicht nach, ist das ein unentschuldbares unternehmerisches Versäumnis.
Über welchen Zeitraum ist eine Liquiditätsplanung zu erstellen?
Hast du dich auch schon gefragt, was der Unterschied zwischen Finanzplanung und Liquiditätsplanung ist? Der wesentliche Unterschied liegt vor allem im Betrachtungszeitraum. Denn ein Finanzplan ist langfristig angelegt und berücksichtigt die Zahlungsströme von mehreren Jahren. Die eher kurzfristige Liquiditätsplanung berücksichtigt Einzahlungen und Auszahlungen für die unmittelbar bevorstehenden Wochen und Monate.
In der Praxis hat es sich bewährt, eine Liquiditätsplanung für die Dauer von 13 Wochen bzw. 3 Monaten durchzuführen. Denn diesen Zeitabschnitt kannst du als Selbstständige:r zum einen gut überschauen, zum anderen gibt dir diese Planungsperiode die Möglichkeit, ein Liquiditätsdefizit rechtzeitig zu erkennen und gegenzusteuern.
Was sind die Herausforderungen bei der Erstellung einer Liquiditätsplanung?
Die größte Herausforderung für Unternehmer:innen wie dir besteht darin, dass sie keine exakten Prognosen abgeben können. Bei längerer Geschäftstätigkeit kannst du dir zwar relevante Daten aus der Buchhaltung besorgen, doch auch diese bilden immer nur die Vergangenheit ab.
Vielleicht kennst du das? Als Selbstständige:r neigt man oft dazu, sich in Krisenzeiten die Zahlen „schön zu reden“. Deshalb werden Umsätze und Einsätze oftmals zu optimistisch eingeschätzt. Sinnvoller ist es jedoch, wenn du bei deiner Liquiditätsplanung eher verhalten vorgehst. So vermeidest du, Geld zu verplanen, das du noch gar nicht eingenommen hast.
Liquiditätsplanung erstellen, ohne die Umsätze der nächsten Monate zu kennen – geht das?
Vorab: Deine erste Liquiditätsplanung muss nicht perfekt sein. In den ersten Geschäftswochen ist es wichtig, dass du dir täglich einen Überblick über die aktuellen Einnahmen und Ausgaben verschaffst. Alles, was du in deinem bisherigen Liquiditätsplan dabei vergessen hast, aktualisierst du nachträglich und ergänzt es in deiner allgemeinen Vorlage zur Liquiditätsplanung. So wird deine Einschätzung zur Liquidität jedes Mal ein wenig exakter.
Schritt für Schritt: Wie erstelle ich eine Liquiditätsplanung?
Für den Aufbau deines Liquiditätsplans ist es empfehlenswert, diesen in zwei Teilpläne zu untergliedern:
- Einnahmenplan: Hier trägst du die Summe aller zu erwartenden Einnahmen in der Planungsperiode ein.
- Ausgabenplan: Die Summe aller zu erwartenden Ausgaben in der Planungsphase stellst du hier zusammen. Zur besseren Übersicht kann dieser Plan auch noch in mehrere Kostenstellen untergliedert werden.
Beide Pläne helfen dir, ganz einfach eine Kapitalflussrechnung durchzuführen, um den Liquiditätsbestand zu ermitteln. Zusätzlich benötigst du dafür auch noch den Anfangsbestand deiner Geldmittel, damit du deinen zukünftigen Kapitalbedarf bestimmen kannst.
Im Folgenden ein Beispiel für eine anschauliche Liquiditätsplanung, welches du gerne als Liquiditätsplan-Muster für deine eigene Planung nutzen kannst:
In der Praxis fällt die Berechnung meistens wesentlich komplexer aus. Deswegen ist es wichtig, dass du dir vor allem bei den diversen Nebenrechnungen notierst, woher dein Datenmaterial dafür stammt.
Liquidität ersten, zweiten und dritten Grades
Bei der Liquiditätsrechnung gibt es unterschiedliche Unternehmenskennzahlen, die jeweils verschiedene Faktoren bei der Betrachtung deiner Liquidität berücksichtigen. Die wichtigste Kennzahl für die Liquiditätsplanung ist der sogenannte Liquiditätsgrad, den du in drei Abstufungen berechnen kannst:
- Liquidität 1. Grades (Barliquidität)
- Liquidität 2. Grades (Einzugsliquidität)
- Liquidität 3. Grades (Umsatzbedingte Liquidität)
1. Liquiditätsgrad
Der 1. Liquiditätsgrad zeigt dir an, wie weit deine kurzfristig anfallenden Zahlungsverpflichtungen durch deinen sofort verfügbaren Geldbestand gedeckt sind. Die Formel dafür lautet:
Liquiditätsgrad 1 = (flüssige Mittel/kurzfristige Verbindlichkeiten) * 100
Liegt der Wert bei 100, kannst du deine kompletten Verbindlichkeiten durch Überweisungen und Barzahlungen begleichen. Das ist allerdings nur selten der Fall.
In der Praxis gilt: Je höher der Wert, desto geringer das Risiko. Je nach Art des Unternehmens sollte der Wert aber bei mindestens 20 bis 50 liegen.
2. Liquiditätsgrad
Im 2. Liquiditätsgrad werden zusätzlich zu den flüssigen Mitteln weitere Quellen – wie etwa Forderungen – in die Berechnung miteinbezogen. Die Formel dafür lautet:
Liquiditätsgrad 2 = ((flüssige Mittel + kurzfristige Forderungen + Wertpapiere)/kurzfristige Verbindlichkeiten) * 100
Dieser Wert sollte bei mindestens 100 liegen. Nur so ist gewährleistet, dass du deinen kurzfristigen Verbindlichkeiten nachkommen kannst, vorausgesetzt deine Kund:innen bezahlen pünktlich.
3. Liquiditätsgrad
Beim 3. Liquiditätsgrad fließt dein komplettes Umlaufvermögen in die Planung mit ein. Er gibt dessen Verhältnis zu den kurzfristigen Verbindlichkeiten an. Hier geht es folglich darum, alles einzusetzen, was hilft, deine Forderungen zu begleichen.
Als Faustregel gilt, dass die Liquidität 3. Grades den Wert von 200 % übersteigen sollte. Denn bei einem Wert von unter 100 würden dich bereits kleine Forderungsausfälle in ernsthafte Schwierigkeiten bringen. Die Berechnung erfolgt mit Hilfe der folgenden Formel:
Liquiditätsgrad 3 = (Umlaufvermögen/kurzfristige Verbindlichkeiten) * 100
Excel-Liste oder Software: Was eignet sich für Unternehmen zur Liquiditätsplanung?
Viele Unternehmer:innen erstellen für ihre Liquiditätsplanung eine Vorlage in Excel. Das hat den Vorteil, dass sich diese immer wieder sehr einfach auf die eigenen Bedürfnisse anpassen lässt. Darüber hinaus sind im Internet zahlreiche Liquiditätsplan-Muster für Excel erhältlich, die du dir entweder kostenlos oder gegen eine geringe Gebühr herunterladen kannst. Um deinen Zahlenmarathon zu bewältigen und alle Summen fehlerfrei zu verwalten, kannst du aber auch auf Tools und spezielle Software für deine Liquiditätsplanung zurückgreifen. Mit vielen Programmen lässt sich die Liquiditätsplanung sogar online über die Cloud durchführen, zum Beispiel mit unserer Buchhaltungssoftware lexoffice.
In jedem Fall hilft dir eine Software bei deiner Zahlenaufstellung, denn sie erfasst und strukturiert Daten. Folgende Vorteile sprechen für sich:
- Du sparst Zeit.
- Deine Finanzen lassen sich per Klick auf einen Blick checken.
- Wichtige Entscheidungen kannst du aufgrund aktueller Kennzahlen treffen.
- Manche Tools ermöglichen anhand der Kennziffern sogar die Simulation von „Worst Cases“.
- Manche Tools helfen dir bei der Preiskalkulation und analysieren Margen.