Wenn dich dein:e Steuerberater:in bittet, eine Liquiditätsrechnung zu mailen und du keine Ahnung hast, was gemeint ist, solltest du dir Gedanken machen. Liquidität kommt aus dem Lateinischen und bedeutet „flüssig“ und hier sind wir schon beim Thema: Wir erklären dir, weshalb du als Freelancer:in über flüssige Zahlungsmittel verfügen solltest bzw. wissen musst, wie du einen Liquiditätsplan erstellen kannst.

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Definition: Was ist Liquiditäts­planung und was bedeutet Liquidität?

Der Begriff Liquidität lässt sich am einfachsten mit dem Wort Zahlungsfähigkeit beschreiben. Zur Erklärung: Die Liquiditätsplanung drückt aus, ob du deine Zahlungsverpflichtungen aus Verbindlichkeiten jederzeit erfüllen kann. Dazu gehören zum Beispiel:

  • offene Rechnungen von Lieferanten
  • Mieten
  • diverse Nebenkosten, die sich aus dem Status der Selbstständigkeit ergeben, wie Hosting-Gebühren für deine Webseite etc.
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Um einen genauen Überblick darüber zu bekommen, erstellst du als Liquiditätsplaner:in eine Prognose deiner Einnahmen und Ausgaben für eine bestimmte Periode. Bei dieser Liquiditätsprognose handelt es sich um den Liquiditätsplan. Controller:innen und Steuerberater:innen nutzen im Zusammenhang mit Liquiditätsplanung oftmals den Begriff „dynamische Liquiditätsplanung“ – gemeint ist damit jedoch das Gleiche.

Warum macht man eine Liquiditäts­planung?

In der Gründungsphase ist es für Selbstständige essenziell, eine Liquiditätsvorschau zu skizzieren. So entwickeln sie ein Gefühl dafür, wie lange die vorhandenen finanziellen Mittel ausreichen werden. Mit der Liquiditätsplanung innerhalb deines Businessplans erkennst du folglich schnell, ob deine Privateinlagen ausreichen oder du darüber hinaus noch eine externe Finanzierung benötigst.

Wirklich wichtig wird die rollierende Liquiditätsplanung im laufenden Geschäftsbetrieb. Erst dann entwickelst du ein Gefühl für Geldströme. Das hilft dir, mögliche Probleme schon frühzeitig zu erkennen und entsprechende Maßnahmen zu treffen, die deinen Cashflow – gemeint ist der Geldfluss – erhöhen.

Was passiert, wenn Finanz- und Liquiditäts­planung fehlen?

Wenn dir der Überblick fehlt und du nicht weißt, ob du noch genügend Geldmittel hast, um deinen Verbindlichkeiten nachzukommen, bedeutet das für deine Selbstständigkeit im schlimmsten Fall „Game over“. Denn Geschäftspartner:innen und das Finanzamt kennen kein Pardon, wenn sie berechtigte Zahlungen nicht rechtzeitig erhalten. Eine realistische Finanz- und Liquiditätsplanung gehört deshalb zu deinen unternehmerischen Verpflichtungen. Kommst du diesen nicht nach, ist das ein unentschuldbares unternehmerisches Versäumnis.

Über welchen Zeitraum ist eine Liquiditäts­planung zu erstellen?

Hast du dich auch schon gefragt, was der Unterschied zwischen Finanzplanung und Liquiditätsplanung ist? Der wesentliche Unterschied liegt vor allem im Betrachtungszeitraum. Denn ein Finanzplan ist langfristig angelegt und berücksichtigt die Zahlungsströme von mehreren Jahren. Die eher kurzfristige Liquiditätsplanung berücksichtigt Einzahlungen und Auszahlungen für die unmittelbar bevorstehenden Wochen und Monate.

In der Praxis hat es sich bewährt, eine Liquiditätsplanung für die Dauer von 13 Wochen bzw. 3 Monaten durchzuführen. Denn diesen Zeitabschnitt kannst du als Selbstständige:r zum einen gut überschauen, zum anderen gibt dir diese Planungsperiode die Möglichkeit, ein Liquiditätsdefizit rechtzeitig zu erkennen und gegenzusteuern.

Was sind die Heraus­forderungen bei der Erstellung einer Liquiditäts­planung?

Die größte Herausforderung für Unternehmer:innen wie dir besteht darin, dass sie keine exakten Prognosen abgeben können. Bei längerer Geschäftstätigkeit kannst du dir zwar relevante Daten aus der Buchhaltung besorgen, doch auch diese bilden immer nur die Vergangenheit ab.

Vielleicht kennst du das? Als Selbstständige:r neigt man oft dazu, sich in Krisenzeiten die Zahlen „schön zu reden“. Deshalb werden Umsätze und Einsätze oftmals zu optimistisch eingeschätzt. Sinnvoller ist es jedoch, wenn du bei deiner Liquiditätsplanung eher verhalten vorgehst. So vermeidest du, Geld zu verplanen, das du noch gar nicht eingenommen hast.

Tipp

Halte Kontakt zu deinen Stakeholder:innen – gemeint sind hier beispielsweise Kund:innen, Lieferant:innen oder Vermieter:innen. Denn für die Erstellung eines Liquiditätsplans können sie dir wichtige Informationen liefern, die dir wiederum für die Einschätzung der Liquidität nützen. Die Zeit, die du für diese Kommunikation aufwendest, ist gut investiert!

Liquiditäts­planung erstellen, ohne die Umsätze der nächsten Monate zu kennen – geht das?

Vorab: Deine erste Liquiditätsplanung muss nicht perfekt sein. In den ersten Geschäftswochen ist es wichtig, dass du dir täglich einen Überblick über die aktuellen Einnahmen und Ausgaben verschaffst. Alles, was du in deinem bisherigen Liquiditätsplan dabei vergessen hast, aktualisierst du nachträglich und ergänzt es in deiner allgemeinen Vorlage zur Liquiditätsplanung. So wird deine Einschätzung zur Liquidität jedes Mal ein wenig exakter.

Schritt für Schritt: Wie erstelle ich eine Liquiditäts­planung?

Für den Aufbau deines Liquiditätsplans ist es empfehlenswert, diesen in zwei Teilpläne zu untergliedern:

  • Einnahmenplan: Hier trägst du die Summe aller zu erwartenden Einnahmen in der Planungsperiode ein.
  • Ausgabenplan: Die Summe aller zu erwartenden Ausgaben in der Planungsphase stellst du hier zusammen. Zur besseren Übersicht kann dieser Plan auch noch in mehrere Kostenstellen untergliedert werden.

Beide Pläne helfen dir, ganz einfach eine Kapitalflussrechnung durchzuführen, um den Liquiditätsbestand zu ermitteln. Zusätzlich benötigst du dafür auch noch den Anfangsbestand deiner Geldmittel, damit du deinen zukünftigen Kapitalbedarf bestimmen kannst.

Im Folgenden ein Beispiel für eine anschauliche Liquiditätsplanung, welches du gerne als Liquiditätsplan-Muster für deine eigene Planung nutzen kannst:

April
Mai
Juni
Anfangsbestand
€ 100.000
€ 110.000
€ 75.000
Bank
€ 90.000
€ 100.000
€ 70.000
Kasse
€ 10.000
€ 10.000
€ 5.000
Eingänge
€ 55.000
€ 35.000
€ 50.000
Konto
€ 50.000
€ 30.000
€ 40.000
Barzahlungen
€ 5.000
€ 5.000
€ 10.000
Liquide Mittel
€ 155.000
€ 145.000
€ 125.000
Ausgänge
€ 45.000
€ 70.000
€ 60.000
Waren
€ 10.000
€ 30.000
€ 20.000
Personal
€ 15.000
€ 15.000
€ 15.000
Miete
€ 5.000
€ 5.000
€ 5.000
Kredite
€ 10.000
€ 10.000
€ 10.000
Sonstiges
€ 5.000
€ 10.000
€ 10.000
Liquidität (Endbestand)
€ 110.000
€ 75.000
€ 65.000

In der Praxis fällt die Berechnung meistens wesentlich komplexer aus. Deswegen ist es wichtig, dass du dir vor allem bei den diversen Nebenrechnungen notierst, woher dein Datenmaterial dafür stammt.

Info

Brutto oder netto?

Innerhalb der Liquiditätsplanung musst du die eingesetzten Zahlen als Bruttowerte verwenden. Denn deine Planung sollte auch die Umsatzsteuer berücksichtigen, die du im Rahmen der Umsatzsteuervoranmeldung an das Finanzamt monatlich oder vierteljährlich abführen musst. Somit stellt sie zum entsprechenden Stichtag eine finanzielle Belastung dar.

Liquidität ersten, zweiten und dritten Grades

Bei der Liquiditätsrechnung gibt es unterschiedliche Unternehmenskennzahlen, die jeweils verschiedene Faktoren bei der Betrachtung deiner Liquidität berücksichtigen. Die wichtigste Kennzahl für die Liquiditätsplanung ist der sogenannte Liquiditätsgrad, den du in drei Abstufungen berechnen kannst:

  • Liquidität 1. Grades (Barliquidität)
  • Liquidität 2. Grades (Einzugsliquidität)
  • Liquidität 3. Grades (Umsatzbedingte Liquidität)

1. Liquiditäts­grad

Der 1. Liquiditätsgrad zeigt dir an, wie weit deine kurzfristig anfallenden Zahlungsverpflichtungen durch deinen sofort verfügbaren Geldbestand gedeckt sind. Die Formel dafür lautet:

Liquiditätsgrad 1 = (flüssige Mittel/kurzfristige Verbindlichkeiten) * 100

Liegt der Wert bei 100, kannst du deine kompletten Verbindlichkeiten durch Überweisungen und Barzahlungen begleichen. Das ist allerdings nur selten der Fall.

In der Praxis gilt: Je höher der Wert, desto geringer das Risiko. Je nach Art des Unternehmens sollte der Wert aber bei mindestens 20 bis 50 liegen.

2. Liquiditäts­grad

Im 2. Liquiditätsgrad werden zusätzlich zu den flüssigen Mitteln weitere Quellen – wie etwa Forderungen – in die Berechnung miteinbezogen. Die Formel dafür lautet:

Liquiditätsgrad 2 = ((flüssige Mittel + kurzfristige Forderungen + Wertpapiere)/kurzfristige Verbindlichkeiten) * 100

Dieser Wert sollte bei mindestens 100 liegen. Nur so ist gewährleistet, dass du deinen kurzfristigen Verbindlichkeiten nachkommen kannst, vorausgesetzt deine Kund:innen bezahlen pünktlich.

3. Liquiditäts­grad

Beim 3. Liquiditätsgrad fließt dein komplettes Umlaufvermögen in die Planung mit ein. Er gibt dessen Verhältnis zu den kurzfristigen Verbindlichkeiten an. Hier geht es folglich darum, alles einzusetzen, was hilft, deine Forderungen zu begleichen.

Als Faustregel gilt, dass die Liquidität 3. Grades den Wert von 200 % übersteigen sollte. Denn bei einem Wert von unter 100 würden dich bereits kleine Forderungsausfälle in ernsthafte Schwierigkeiten bringen. Die Berechnung erfolgt mit Hilfe der folgenden Formel:

Liquiditätsgrad 3 = (Umlaufvermögen/kurzfristige Verbindlichkeiten) * 100

Excel-Liste oder Software: Was eignet sich für Unternehmen zur Liquiditäts­planung?

Viele Unternehmer:innen erstellen für ihre Liquiditätsplanung eine Vorlage in Excel. Das hat den Vorteil, dass sich diese immer wieder sehr einfach auf die eigenen Bedürfnisse anpassen lässt. Darüber hinaus sind im Internet zahlreiche Liquiditätsplan-Muster für Excel erhältlich, die du dir entweder kostenlos oder gegen eine geringe Gebühr herunterladen kannst. Um deinen Zahlenmarathon zu bewältigen und alle Summen fehlerfrei zu verwalten, kannst du aber auch auf Tools und spezielle Software für deine Liquiditätsplanung zurückgreifen. Mit vielen Programmen lässt sich die Liquiditätsplanung sogar online über die Cloud durchführen, zum Beispiel mit unserer Buchhaltungssoftware lexoffice.

In jedem Fall hilft dir eine Software bei deiner Zahlenaufstellung, denn sie erfasst und strukturiert Daten. Folgende Vorteile sprechen für sich:

  • Du sparst Zeit.
  • Deine Finanzen lassen sich per Klick auf einen Blick checken.
  • Wichtige Entscheidungen kannst du aufgrund aktueller Kennzahlen treffen.
  • Manche Tools ermöglichen anhand der Kennziffern sogar die Simulation von „Worst Cases“.
  • Manche Tools helfen dir bei der Preiskalkulation und analysieren Margen.
Zusammenfassung

Liquiditätsplanung zusammengefasst

  • Deine Liquidität gibt Auskunft darüber, ob du allen Zahlungsverpflichtungen als Unternehmer:in nachkommen kannst.
  • Durch die rollierende Liquiditätsplanung bekommst du ein Gefühl für deine Geldströme.
  • Wenn deine Liquidität unzureichend ist und du deine Rechnungen nicht mehr bezahlen kannst, ist dein Unternehmen zahlungsunfähig.
  • Deine erste Liquiditätsplanung muss nicht perfekt berechnet sein. Mit der Zeit wächst das Know-how und die Pläne werden dadurch auch immer präziser.
  • Für die Liquiditätsplanung hat sich die Betrachtung der Geldströme über einen Zeitraum von 13 Wochen bzw. 3 Monaten bewährt.
  • Um einen Liquiditätsplan zu erstellen, benötigst du den Anfangsbestand an liquiden Mitteln sowie eine Aufstellung aller voraussichtlichen Einnahmen und Ausgaben in der Planungsperiode.
  • Für die Erstellung werden die Bruttobeträge (inklusive Umsatzsteuerbeträge) herangezogen.
  • Liquiditätskennzahlen helfen dir dabei, einen genaueren Überblick über deine Liquidität zu bekommen.
  • Für die Erstellung des Plans kannst du entweder mit Excel arbeiten oder eine spezielle Software verwenden.
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