Definition: Was ist Liquidität?
Viel Arbeit und ein volles Auftragsbuch sind ein gutes Zeichen. Trotzdem gehen viele Solo-Selbstständige pleite. Wieso?
Bei der Liquidität eines Unternehmens geht es darum, jederzeit die Rechnungen bezahlen zu können, also zahlungsfähig zu bleiben. Dabei ist es egal, ob du gerade an einem großen Auftrag arbeitest, der dir in 3 Monaten einen großen Batzen Geld einbringt. Wenn du jetzt gerade deine Rechnungen nicht zahlen kannst, ist das ein Problem.
Fehlende Zahlungsfähigkeit ist einer der Hauptgründe für Insolvenzanträge in Deutschland. Das wird von vielen Selbstständigen unterschätzt. Wenn du deinen Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen kannst, bist du von Zahlungsunfähigkeit bedroht und das bedeutet meist: Insolvenz.
Wieso geht einem das Geld aus?
Gerade am Anfang der Solo-Selbstständigkeit ist die Kasse oft knapp. Dann tut es natürlich besonders weh, wenn eine hohe Rechnung ins Haus flattert. Das liegt zum einen natürlich daran, dass du dir erst einmal ein Einkommen aufbauen musst. Du kennst das sicher: Am Anfang hattest du kaum volle Auftragsbücher oder ausreichend Kund:innen. Zum anderen hattest oder hast du noch viel zu lernen, wenn dein kaufmännisches Wissen noch nicht besonders groß ist.
Doch auch dann, wenn deine Einkommensquellen besser erschlossen sind und deine Selbstständigkeit gut läuft, kann es zu Liquiditätsproblemen kommen. Gerade nach 2 oder 3 Jahren erwischt viele Selbstständige zum Beispiel mit dem allseits beliebten Steuerbescheid eine hohe Steuernachzahlung verbunden mit höheren Vorauszahlungen. Das Finanzamt ist dabei unerbittlich. Bist du auf diese hohen Forderungen nicht vorbereitet, kann es eng werden.
Was ist ein Liquiditätsengpass?
Unter Liquidität versteht man die Geldmittel, die dir zur Verfügung stehen, um deine Zahlungsverpflichtungen zu erfüllen. Dazu gehört zum Beispiel das Bargeld in der Kasse („Barliquidität“) oder das Guthaben auf deinem Geschäftskonto.
Ein Liquiditätsengpass ist der Mangel an Zahlungsmitteln, bezieht sich also ebenfalls auf deine Barliquidität und dein Bankguthaben. Fehlen dir diese, kannst du deinen Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen.
Wie kommt es zu einem Liquiditätsengpass?
Aus verschiedenen Gründen kann es nicht nur am Anfang, sondern auch im Verlauf einer selbstständigen Tätigkeit immer wieder zu Engpässen bei der Liquidität kommen.
Problem 1: Verbindlichkeiten
Die Einnahmen von Selbstständigen schwanken natürlich.
Wenn du in guten Zeiten die eigenen Ausgaben erhöhst und dich z. B. durch Kredite dauerhaft bindest, kann es in etwas schlechteren Zeiten schon problematisch werden, allen Verbindlichkeiten nachzukommen. Achte also darauf, Rücklagen zu bilden für schlechte Zeiten. Auch Lieferantenkredite können ein sinnvolles Mittel sein, um die Liquidität zu sichern.
Problem 2: Forderungen
Neben deinen Verbindlichkeiten, auf die du direkt Einfluss hast, können auch deine Forderungen deine Liquidität reduzieren. Auf diese hast du keinen Einfluss, wenn deine Kund:innen eine schlechte Zahlungsmoral haben. Am besten etablierst du hier ein effizientes Mahnwesen. Dabei kann dich zum Beispiel eine Buchhaltungssoftware unterstützen, die diese Funktion integriert hat.
Gute Planung ist die halbe Miete: Wie wird Liquidität richtig geplant?
Liquidität ist also extrem wichtig für dich. Damit du sie auch wirklich sicherstellen kannst, brauchst du – wie immer im Business – eine gute Planung!
Für eine gute Liquiditätsplanung musst du deine betrieblichen Einnahmen und Ausgaben gemäß ihren Fristen und ihrer Höhe ermitteln und festhalten.
Es gibt mehrere Punkte, die du berücksichtigen musst, wenn du ein effektives Liquiditätsmanagement auf die Beine stellen willst:
- Achte auf deine liquiden Mittel, also jene flüssigen Zahlungsmittel, die sofort vorhanden und jederzeit verfügbar sind.
- Erfasse deine regelmäßigen Einnahmen und plane die zukünftigen. Dazu zählen voraussichtliche Einnahmen aus Verkäufen bzw. Projekt- und Kundenaufträgen, aber auch voraussichtliche Darlehen.
- Halte außerdem Einlagen und sonstige Einnahmen, also alle Vermögensgegenstände, in deiner Liquiditätsplanung fest.
Finanzplan vs. Liquiditätsplan: Was sind die Unterschiede?
Der Liquiditätsplan ist im Gegensatz zum Finanzplan ein kurzfristiges Instrument der Planung. Mit deinem Liquiditätsplan stellst du sicher, dass dein Business jederzeit genügend flüssige Mittel hat. Der Liquiditätsplan listet kurzfristig sämtliche Einzahlungen und Auszahlungen zum Zeitpunkt ihrer Zahlung innerhalb weniger Wochen oder Monate auf.
Der Finanzplan ist längerfristig ausgerichtet und berücksichtigt die erwarteten Zahlungsströme im Leistungszeitraum von 1 bis 5 Jahren.
Welche Arten von Liquidität gibt es überhaupt?
Dynamische Liquidität
Bei der dynamischen Liquidität berechnest du, ob du deine Verbindlichkeiten in einem bestimmten Zeitraum (meist 1 bis 3 Monate) durch Einsatz deiner liquiden Mittel, der kurzfristigen Forderungen und der geschätzten Umsätze bezahlen kannst.
Statische Liquidität
Statische Liquidität arbeitet mit Liquiditätsgraden. Hier geht es darum, herauszufinden, ob du alle deine Zahlungsverpflichtungen fristgerecht erfüllen kannst.
Das sind die 3 Liquiditätsgrade
Die Liquiditätsgrade geben an, wie viel Prozent der Forderungen du mit deinem kurzfristigen Vermögen decken kannst. Zu den Verbindlichkeiten gehören:
· Verbindlichkeiten gegenüber Banken
· Steuerrückstellungen
· Verbindlichkeiten aus Lieferungen oder Leistungen
· Weitere Rückstellungen oder Fremdkapital
Theoretisch gilt demnach der Grundsatz, dass höhere Kennzahlen bei Liquidität mehr Sicherheit für dich bedeutet. Jedoch bedeuten zu hohe Werte, dass du dein Geld nicht effektiv nutzt. Senke deshalb lieber die Liquidität zu einem angemessenen Level, indem du es beispielsweise investierst. So verfügen Aktien über eine hohe Liquidierbarkeit, lassen sich demnach schnell wieder verkaufen.
Liquidität 1. Grades (Cash Ratio)
Flüssige Mittel, die unmittelbar zur Verfügung stehen, z. B. als Guthaben in der Kasse oder auf dem Girokonto. Formel zur Berechnung der Liquidität 1. Grades:
Liquidität 1. Grades = Kasse + Bank / Summe aus Verbindlichkeiten x 100
Die Liquidität 1. Grades sollte bei 20 % liegen, der Raum von 10 % bis 30 % ist ein sicherer Orientierungswert.
Liquidität 2. Grades (Quick Ratio)
Auch einzugsbedingte Liquidität genannt. Geld, das nicht unmittelbar, aber kurzfristig zur Verfügung steht (z. B. Wertpapiere oder offene Forderungen gegenüber Kund:innen). Formel zur Berechnung der Liquidität 2. Grades:
Liquidität 2. Grades = Kasse + Bank + Wertpapiere + kurzfristiges Vermögen / Summe aus Verbindlichkeiten x 100
Die Liquidität 2. Grades sollte bei 100 % liegen.
Liquidität 3. Grades (Current Ratio)
Auch umsatzbedingte Liquidität genannt. Hier werden auch noch die sogenannten Vorräte und Lagerbestände mit einbezogen. Formel zur Berechnung der Liquidität 3. Grades:
Liquidität 3. Grades = Kasse + Bank + Wertpapiere + kurzfristiges Vermögen + Vorräte / Summe aus Verbindlichkeiten x 100
Liquidität berechnen – ein Fallbeispiel
Um die verschiedenen Liquiditätsgrade zu berechnen kannst du dich an diesem fiktiven Beispiel orientieren:
Liquidität 1. Grades: 1.000+6.000 / 20.000+20.000 x 100 = rund 23%
Liquidität 2. Grades: 1.000+6.000+25.000 / 20.000+20.000 x 100 = rund 106%
Liquidität 3. Grades: 1.000+6.000+25.000+22.000 / 20.000+10.000 x 100 = rund 180 %
Im Beispiel sind die Werte für die Liquidität 1. und 2. Grades optimal, die Liquidität 3. Grades ist für den Zeitpunkt jedoch leicht kritisch.
Was sind die Folgen von zu geringer Liquidität?
Bei zu geringer Liquidität (Unterliquidität) fehlen dir die finanziellen Mittel, um Zahlungen nachzukommen. Die Verzögerungen führen zu Mahnungen, die sich schnell zu erhöhten Kosten und Zinsen entwickeln. Ist deine Tätigkeit von Dienstleistern wie Lieferanten abhängig, können sie zudem die Kooperation mit dir beenden. Sind die finanziellen Probleme kurzzeitig, spricht man vom Liquiditätsengpass – bei andauernden Zahlungsschwierigkeiten tritt die Zahlungsunfähigkeit ein und die Insolvenz steht kurz bevor.
Was sind die Folgen von zu hoher Liquidität?
Bleiben große Teile des Geldes ungenutzt, läuft deine Arbeit nicht mit maximaler Effizienz. Je nach Liquiditätsgrad lässt sich ungenutztes Potenzial erschließen:
- Zu hohe flüssige Mittel weisen darauf hin, dass Unternehmen nicht die Möglichkeit für eigenes Wachstum nutzen und das Kapital nicht gewinnbringend einsetzen.
- Zu hohe kurzfristige Forderungen sind nur dann positiv, wenn sie sich in tatsächliche Zahlungseingänge entwickeln. Behalte Zahlungsausfälle im Auge und sichere Forderungen mit einem strikten Mahnwesen.
- Zu hohe Vorräte können als Indiz für schwache Verkaufszahlen dienen. Zwar gibt es je nach Branche verschiedene Eigenarten, beispielsweisebei der Lagerung verderblicher Lebensmittel, doch sollten die Vorräte an Angebot und Nachfrage angepasst sein. Behalte die Faktoren im Überblick und erkenne effiziente Möglichkeiten zur Verbesserung.
Wie lassen sich Liquiditätsengpässe vermeiden? – Praktische Tipps zur Liquidität
Es gibt viele Möglichkeiten, warum Selbstständige in Liquiditätsprobleme geraten können. Deshalb solltest du vorsorgen, das Liquiditätsrisiko ausschließen und einen Liquiditätsengpass durch eine Berechnung vermeiden. Um deine Liquidität zu berechnen, brauchst du aussagekräftige Liquiditätskennzahlen.
Dazu 3 wichtige Tipps:
1. Umsätze realistisch einschätzen
Ein Grund, warum gerade Solo-Selbstständige recht schnell in eine Liquiditätsfalle geraten, ist eine unrealistische Umsatzerwartung. Bei der Erstellung eines Businessplans recherchierst du viel und nutzt Marktdaten. Doch wirst du nie gleich zu Beginn die Werte der schon länger aktiven Wettbewerber erreichen. Deshalb solltest du Marktdaten nicht nur nutzen, sondern diese auch realistisch beurteilen und sehr konservativ planen.
2. Kapitalbedarf realistisch berechnen
Die andere Seite der Medaille sind deine Betriebsausgaben. Diese solltest du ebenfalls für 6 bis12 Monate vorausplanen. Analysiere genau, was alles Geld kostet.
Liquidität verbessern und steigern
Um deine Liquidität zu verbessern und zu steigern, haben wir diese hilfreichen Tipps für dich:
1. Senke deine Ausgaben
Musst du rasch deine Liquidität steigern, drehe an der Kostenschraube. Während es schwieriger ist, Einnahmen kurzfristig zu erhöhen, kannst du viele kleine Stellschräubchen nutzen, um deine Kosten zu senken. Deshalb lohnt es sich, alle Ausgaben – auch die privaten – in einer Übersicht festzuhalten. So kannst du jederzeit Kostenfresser identifizieren und gegensteuern.
2. Bilde Rücklagen
Immer eine gute Idee ist es, finanzielle Rücklagen zu bilden. In besseren Zeiten solltest du nicht alles ausgeben, sondern Geld zurücklegen. Es wird auch wieder schlechtere Zeiten geben.
3. Minimiere Außenstände
Wenn du von Anfang an auf ein konsequentes Forderungsmanagement setzt, lässt du Außenstände erst gar nicht entstehen und minimierst dein Zahlungsausfallrisiko. Hierfür wichtig ist:
- Eine zeitnahe Rechnungsstellung und das Anbieten von Skonto als Zahlungsanreiz sind erste Schritte. So schließt du die Lücke zwischen Verkauf und Zahlungseingang.
- Mahne überfällige Rechnungen sofort an! Wie du ein effizientes Mahnwesen aufbaust, zeigen wir dir in dem Artikel „Mahnung schreiben“.
- Das Risiko von Zahlungsausfällen verringerst du, indem du dich über einen Kunden informierst, bevor du ein Geschäft mit ihm machst.
- Alternativ kannst du auf Vorkasse setzen, um spätere Zahlungsausfälle zu vermeiden.
4. Plane deine Finanzen
Behalte dein Soll und Haben immer im Blick! Die finanzielle Planung deiner eigenen Selbstständigkeit ist kein einmaliges Projekt. Es ist eine dauerhafte Aufgabe. Überprüfe dabei immer wieder, wie sich deine Einnahmen und Ausgaben entwickeln. Dabei hilft es, wenn du deine Buchhaltung selbst machst – mit einer Buchhaltungssoftware wie lexoffice geht das ganz einfach. Damit kannst du die kommenden 6 bis 12 Monate dauerhaft im Auge behalten. So kannst du bei Schieflagen frühzeitig reagieren.
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