Vor etwas mehr als einem Jahr saß ich heulend im Park. Ich hatte einen Job in Aussicht, einen sehr guten sogar. Aber ich wollte ihn nicht. Gerade hatte ich zum ersten Mal einen revolutionären Satz in den Mund genommen:
„Ich glaube, ich will lieber selbstständig arbeiten.“
Da. Ich hatte es ausgesprochen. Und damit war es irgendwie real geworden.
Die Angst vor dem Scheitern
Die Freundin, mit der ich im Park saß, fragte: „Was hält dich davon ab?“ Ich hatte einen dicken Kloß im Hals und musste mehrfach ansetzen, bis ich schließlich herausbekam: „Ich hab‘ solche Angst, damit zu scheitern.“ Und dann liefen die Tränen einfach so über mein Gesicht. In diesem Moment spürte ich die Angst ganz unmittelbar und gleichzeitig ist diese Geschichte meine erste Antwort auf die Frage danach, wo man denn Mut finden kann: Die Angst zu Scheitern ist wie ein Wegweiser, der auf das zeigt, was wir unbedingt wollen – und Mut ist nicht das Gegenteil davon, sondern die Folge daraus.
Worst-Case-Szenario, Exit-Plan und gute Freund:innen
Meine Freundin fragte mich dann, was denn das Schlimmste sei, das passieren könnte. „Na ja, dass es halt nicht klappt mit der Selbstständigkeit“, sagte ich. Ob ich dann wohl nie mehr einen Job finden würde, fragte sie. Und da musste ich lachen. Plötzlich erschien mir das vermeintliche Worst-Case-Szenario gar nicht mehr so schlimm. Natürlich würde ich auch in ein paar Jahren wieder einen Job finden! Da war er, mein Exit-Plan, und mit ihm eine weitere Portion Mut. Überhaupt haben Gespräche mit Freund:innen mich immer wieder bestärkt, ganz egal, ob sie mir halfen, mein eigenes Sicherheitsbedürfnis jenseits der Festanstellung auszuloten oder sagten: „Keine Sorge, ich füttere dich schon durch!“
Kapital: Auf dem Konto und im Kopf
Als nächstes: doppelte Inventur. Die auf dem Konto war ziemlich einfach. Ich wusste genau, wieviel Geld ich wofür ausgebe und hatte über Jahre gut gewirtschaftet. Das gab mir die beruhigende Gewissheit, eine ganze Weile einfach so weiterleben zu können, ohne auch nur einen Euro Umsatz.
Noch viel wichtiger ist aber eine andere Art von Kapital – das im Kopf. Wer sich über die eigenen Fähigkeiten im Klaren ist, kann diese auch selbstbewusst verkaufen.
Loslegen und das große Ganze im Blick behalten
Die Selbstständigkeit war beschlossene Sache. Um den Mut nicht direkt wieder zu verlieren, fragte ich mich: „Wenn ich schon selbstständig wäre, was würde ich heute tun?“ Genau das setzte ich dann um: Ich erzählte überall, dass ich „open for business“ war. Setzte meine Webseite neu auf. Bekam erste Aufträge. Und damit: noch mehr Mut.
So habe ich seitdem weitergemacht. (Und natürlich auch sehr viel Papierkram erledigt, aber das ist eine andere Geschichte). Obwohl es gut läuft, ist es natürlich nicht immer leicht. Es gibt bessere und schlechtere Tage. An letzteren droht der Mut mich manchmal zu verlassen. Dann ziehe ich ein Ass aus dem Ärmel und frage mich: „Wofür?“ Wofür mache ich das? Die Antwort: Ich mache es für die Freiheit, immer wieder neu entscheiden zu können, woran und mit wem ich arbeite. Ich mache es für den Ausflug zum See am Donnerstag, den ich mir einfach rausnehme, weil es am Samstag eh regnet und ich dann genauso gut arbeiten kann. Ich mache es für ein selbstbestimmtes Leben.
Der Mut ist schon in dir drin
Mut kann viele Quellen haben.
Du kannst ihn in Gesprächen mit Freund:innen finden. Auf deinem Konto. In deinen Fähigkeiten. Im Worst-Case-Szenario und in einem Exit-Plan. Im Einfach-Anfangen. In der Frage: „Wofür?“ Und immer und zuallererst: in dir drin. Der Mut war auch in mir schon drin, damals, als ich heulend im Park saß. Er ist zwischen der Angst aufgeblitzt, klar und deutlich – und ich hab’ einfach auf ihn vertraut.
Zu guter Letzt: Drei häufige Fragen zum Thema
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