Meine Hausrat kann beides: geschäftlich & privat
Wir sprachen über vieles, worüber ich mir noch nie in meinem Leben Gedanken gemacht hatte und er stellte mir ziemlich viele Fragen. Unter anderem diese: „Möchten Sie, dass bei Diebstahl, Brand oder Wasserschaden in Ihrer Wohnung alles ersetzt wird, was gestohlen oder beschädigt wurde?“ Und so kam ich zu meiner ersten Hausratversicherung.
Seitdem habe ich bei jedem Umzug die neue Adresse und Quadratmeterzahl durchgegeben und gut. Bis heute. Mit dem letzten Umzug sind privates und geschäftliches Hab & Gut unter ein Dach gezogen. Was heißt das jetzt für meine Hausratversicherung?
Die meisten Hausratversicherungen decken ausschließlich private Räumlichkeiten ab. Gewerblich oder als Freiberufler:in genutzte Räume müssen separat über eine gewerbliche Inhalts-/Inventarversicherung abgedeckt werden. Nicht so bei meiner Hausrat, versichert mir Herr X. Die decke beides ab. Ich müsse ihm jetzt nur noch die Quadratmeteranteile sowie die jeweils gewünschte Versicherungssumme mitteilen.
Welche Fläche soll versichert werden?
Das mit den Quadratmetern bekomme ich hin. Grundriss und Zollstock raus und gut. Ich stolpere kurz über den Eingangsbereich. Knapp 8 qm, die sowohl privat, als auch gewerblich genutzt werden. Ich beschließe, dass dies keine Doktorarbeit werden soll und teile gerecht.
Wie hoch soll die Versicherungssumme sein?
Spontane Antwort: Weiß ich doch nicht! Nach einigen tiefen Atemzügen und der Selbstermahnung zum Erwachsensein gehe ich es analytisch an:
Was heißt „Versicherungssumme“?
Die Versicherungssumme sollte so hoch sein, dass ich mir mein gesamtes Hab & Gut neu kaufen könnte. Zum Beispiel, wenn alles bei einem Brand vernichtet wird.
Was gehört zu meinem „Hab & Gut“?
Man stelle sich sein Zuhause vor wie ein Puppenhaus, das auf den Kopf gedreht wird. Grob gesagt gehört alles, was herumpurzelt, zum versicherten Hab & Gut. Natürlich gibt es noch einige Feinheiten, die sich je nach Anbieter unterscheiden.
Versicherungssumme bestimmen: Die Fleiß-Methode
Wenn ich die Versicherungssumme genau bestimmen möchte, muss ich „nur“ den Neuwert aller meiner Sachen zusammenrechnen. Dafür gehe ich durch jeden Raum und erstelle eine Liste aller Dinge darin: Möbel, Teppiche, Bilder, Schränke, Schrankinhalt, Kleidung, Elektrogeräte, und und und. Zur Ermittlung des Neupreises nehme ich in Ermangelung aufbewahrter Kaufbelege das Internet zu Hilfe.
Versicherungssumme bestimmen: Die Pauschal-Methode
Einfacher aber eben auch deutlich unpräziser geht es mit dem pauschalen Quadratmeterwert. Dieser liegt je nach Versicherungsanbieter zwischen 500,- und 750,- Euro pro Quadratmeter Wohnfläche. Ab dieser Summe verzichten viele Versicherer im Schadenfall auf die Prüfung einer möglichen Unterversicherung.
Genau & umständlich vs. pauschal & einfach
Ich kann mich jetzt also entweder stundenlang mit Stift und Papier durch jeden einzelnen Raum rechnen und am Ende eine Unterversicherung riskieren. Dafür habe ich für den Fall der Fälle eine Liste mit meinem gesamten Hab & Gut inklusive Neuwert. Diese müsste ich sonst zur Einreichung eines Schadens aus dem Gedächtnis erstellen.
Oder ich mache mich schlau, welche Quadratmeterpauschale meine Versicherung ansetzt und zahle als „Bequemlichkeitsstrafe“ vielleicht einige Euro zu viel an Beiträgen. Eine mögliche Unterversicherung durch das Ansetzen der Pauschal-Methode schließe ich aus. Ich bin mir sicher, eher weniger zu besitzen, als der oder die von den Versicherungsgesellschaften angenommene Normkund:in. Keine high-end TV-/HiFi-Ausstattung, kein Erbschmuck, keine wertvollen Kunstobjekte, kein Bargeld im Kopfkissen, keine Designerklamotten. Nicht mal ein besonders hochwertiges Fahrrad besitze ich. Apropos …
Bei mir nicht mitversichert: Mein Fahrrad
Ich meine mich zu erinnern, dass ein Fahrrad früher einmal grundsätzlich mitversichert war. Ist es nun aber offensichtlich nicht mehr. Zumindest bei meinem Versicherer. Nun besitze ich ohnehin keinen Kaufbeleg mehr für meine Zweirad-Oma. Und zum Objekt der Begierde von Langfingern wird sie in diesem Leben wohl auch nicht mehr. Ich entscheide mich, mein Fahrrad nicht in den Versicherungsschutz einzuschließen. Ebenso gern hätte ich den Schutz bei Vulkanausbrüchen abgewählt. An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass der Leistungsumfang von Anbieter zu Anbieter variiert. Einige haben Fahrräder mit drin, andere Vulkanausbrüche und wieder andere Glasbruch oder Vandalismus. Genau hinschauen!
Stolperstein: Türschloss
Am Telefon hatte mich Herr X noch etwas zum Türschloss gefragt. Erst nach mehrmaligem und recht blumigem Ausführen hatte ich halbwegs verstanden, was er von mir wissen wollte. Seine Frage bezog sich auf das Schloss an der Wohnungstür zum neuen Zuhause. Ob es ein Bartschloss sei oder ein Zylinderschloss, ob es bündig sei und einen nicht abschraubbaren Sicherheitsbeschlag aufweise. Selbst so hingeschrieben muss ich es noch mehrmals lesen, um die Fragen zu beantworten. Nein, ja, nein, nein. Das ist leider schlecht, denn meine Versicherung möchte gern „Nein, ja, ja und ja“ hören. Nur dann ist für sie die sogenannte Mindestsicherung erfüllt. Und damit die Voraussetzung, mich und meinen Hausrat überhaupt unter dieser Adresse zu versichern. Für mich heißt das jetzt: Türschloss upgraden. Allen anderen empfehle ich einen genauen Blick in die Versicherungsbedingungen unter „Mindestsicherung“. Im Zweifel kannst du der Versicherung auch einfach ein Foto deines Schlosses zusenden mit der Frage, ob es der Mindestsicherung entspricht.
Fazit:
Ganz so „mal eben“ lässt sich so eine Hausratversicherung weder abschließen noch anpassen. Ich persönlich habe etwa bei der Hälfte meines Kleiderschrankes von der Fleiß- auf die Pauschal-Methode umgeschwenkt. Anschließend alle Infos an Herrn X gesendet und eine:n Handwerker:in mit dem Auswechseln des Schlosses beauftragt. Nun habe ich den Nachmittag frei und bade in Vorfreude auf das baldige Wiedererlangen dieser angenehmen Sicherheit, bestens abgesichert zu sein. Selbst bei Vulkanausbrüchen.
Zu guter Letzt: Drei häufige Fragen zur Hausratsversicherung
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