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Im Bett liegende Frau mit aufgeschlagenem Buch vorm GesichtIcon Video abspielen
Foto: David Lezcano (Unsplash)

Anja Niekerken ist überzeugt: Ein Sachbuch über das eigene Businessthema ist für Solo-Selbstständige ein ideales Marketinginstrument. Seitdem sie schreibt, könne sie auf Kaltakquise verzichten, erzählt die Führungskräfte-Trainerin im Interview. Inzwischen gibt sie ihr Wissen übers Schreiben an angehende Autor:innen weiter. Natürlich in Buchform.

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lexfree: Ein Buch zu schreiben kostet richtig viel Zeit. Lohnt sich dieser Aufwand für Solo-Selbstständige überhaupt?

Anja Niekerken: Die meisten denken: „Wenn ich ein Buch schreibe, verdiene ich damit Geld.“ Das ist ein Trugschluss. Gerade im Selfpublishing-Bereich erzielen Autor:innen mit ihren ersten Werken so gut wie keine Einnahmen. Auch die vielen kleinen Sachbuchverlage zahlen keinen Vorschuss, sodass Autor:innen erst mit jedem verkauften Buch verdienen – und reich wird man damit auch nicht. Aber: Es gibt kein besseres Marketinginstrument als ein Buch. Es verleiht Reputation und Autorität. In dem Moment, in dem ich eine Anfrage erhalte oder selbst Akquise betreibe, kann ich sagen: „Ich schicke Ihnen mein Buch oder den Link zu meinem Buch.“ Das ist ein unschlagbarer Türöffner.


lexfree: Eignet sich ein Buch zu Marketingzwecken denn nur für Solo-Selbstständige aus bestimmten Branchen oder Berufen?

Anja Niekerken: Es funktioniert in jeder Branche, wenn ich mit meiner Expertise mein Geld verdiene. Ob im Handwerk oder im Trainingsbereich: Wenn ich Produkte verkaufe, für die es einen Bedarf gibt, besteht auch Interesse an Büchern zu diesem Thema. Ich sehe ein Buch als Einstiegsprodukt. Es steht auf einer der unteren Stufen der Produkttreppe . Ein:e Kund:in kauft wahrscheinlich erst einmal ein Buch, weil es günstig ist. Und erst dann wird sie oder er die nächste Treppenstufe nehmen und vielleicht ein Coaching, Training oder andere Leistungen buchen.


lexfree: Nicht jede:r Solo-Selbstständige sieht sich selbst als Expert:in.

Anja Niekerken: Sobald ich mehr weiß als meine Zielgruppe, bin ich Expert:in für genau diese Menschen. Nehmen wir Handwerker:innen als Beispiel. Ein:e Maler:in könnte ein Buch über das Dekorieren und den Umgang mit Kreidefarbe schreiben. Und dann fügt er oder sie im Buch hinzu: „Natürlich kannst du das alles selbst machen, aber wenn du es vom Profi machen lassen möchtest, sind noch bessere Ergebnisse möglich.“ Wichtig ist zu wissen, welche Zielgruppe  ich bediene, egal ob im Selfpublishing oder als Verlagsautor:in. Wo steht meine Zielgruppe, wo hole ich sie ab? Und welche Antworten kann ich auf ihre Fragen geben? Wer das nicht weiß, schreibt zu allgemein und verzettelt sich.


lexfree: Wie lange dauert es, ein Buch zu schreiben?

Anja Niekerken: Das kommt darauf an, wie schnell jemand schreibt und wie erfahren sie oder er ist. Ich verfasse ein Buch inzwischen innerhalb von vier bis sechs Wochen. Die beste Möglichkeit ist, zum eigenen Thema eine DIN-A4-Seite zu schreiben, die Zeit zu stoppen und auf Buchseiten hochzurechnen. So lässt sich die reine Schreibzeit ermitteln. Und dann würde ich noch einmal die gleiche Zeit für Entwurf und Überarbeitung rechnen.


lexfree: Was rätst du Menschen, die im Schreiben nicht so geübt sind?

Anja Niekerken: Mit einem Blog zu starten. Schreibe einmal pro Woche einen Blogartikel und veröffentliche ihn. So kommst du rein und wirst immer besser. Mein allererstes Buch ist so entstanden. Ich habe jede Woche einen Blogartikel zu meinem Thema geschrieben. Dann habe ich die Texte zu einer losen Sammlung zusammengefügt, Übergänge geschrieben und in einem Selfpublishing-Buch veröffentlicht. Das Ganze habe ich dann meinen Kund:innen zu Weihnachten geschenkt. Es ist so gut angekommen, dass die Kund:innen im Jahr darauf gefragt haben, ob es wieder ein Buch zu Weihnachten gibt. Das gab es natürlich.


lexfree: Dank der zahlreichen Selfpublishing-Anbieter ist es heute leicht, ein eigenes Buch zu veröffentlichen. Auf der anderen Seite bieten Verlage einen gewissen Service wie Lektorat, Marketing und auch Renommee. Welcher Weg ist besser?

Anja Niekerken: Ich empfehle allen, die ihr erstes Buch schreiben und es als Marketinginstrument nutzen wollen, über einen Verlag zu gehen. Es bringt die meiste Reputation. Wenn dich ein Verlag ins Programm aufnimmt, ist das eine Riesenempfehlung. Aber auch ein qualitativ hochwertiges Selfpublishing-Buch kann sehr geeignet sein. Dann musst du dich nur um alles selbst kümmern, vom Lektorat über den Satz und das Cover-Design bis hin zum Marketing. Und du musst dafür in Vorleistung gehen. Die Kosten belaufen sich auf 3.000 Euro oder mehr. Ich denke, man sollte schauen, ob die Zielgruppe ein Selfpublishing-Buch annimmt. Ich habe es mit einem Buch für Führungskräfte versucht und gemerkt, dass es nicht so gut lief. Aber: Meine ersten zwei Bücher im Selfpublishing haben mir den Weg in den Verlag geebnet. Weil ich schon bewiesen hatte, dass ich ein Buch füllen kann und mein Schreibstil gut ankam. Es gibt also nicht den richtigen oder falschen Weg. Wichtig ist, sich zu trauen und anzufangen.


lexfree: Wie hat sich durch das Schreiben von Büchern dein Business verändert?

Anja Niekerken: Es hat sich enorm gewandelt. Ich habe angefangen, als Trainerin und Coachin für Führungskräfte zu den Themen Kommunikation und Persönlichkeitsentwicklung zu schreiben. Mein erstes Buch ist 2018 herausgekommen. Ich kam damit in die Presse und so habe ich mehr Anfragen erhalten. 2019 war mein bestes Jahr, ich habe richtig gut Geld verdient. Dann kam Corona. 2020 war ausgebucht und es wurde alles abgesagt. Ich konnte keine Vorträge mehr halten, keine Trainings mehr geben. Aber ich konnte schreiben. Das war für mich ein wahnsinniges Glück.


lexfree: Deine Bücher haben dich über die Coronakrise getragen?

Anja Niekerken: Auf jeden Fall. 2019 sind zwei Bücher in Verlagen von mir erschienen. Dadurch, dass sie beide recht erfolgreich waren, konnte ich meine Buchserie für Autor:innen aufbauen. Das hat meinen Umsatz einigermaßen gerettet. Natürlich längst nicht so, wie es ohne Corona gewesen wäre, aber ich bin gut durchgekommen. Jetzt kann ich zu zwei Dritteln vom Schreiben leben. Die Bücher haben mir geholfen, nicht mehr akquirieren zu müssen. Früher habe ich einen kompletten Tag in der Woche Kaltakquise gemacht. Das muss ich schon lange nicht mehr.

Info

Anja Niekerken

Anja Niekerken trainiert und coacht Führungskräfte zu den Themen Kommunikation, Leadership und Persönlichkeitsentwicklung. Zudem unterstützt sie Autor:innen mit Online-Kursen, eigene Bücher zu schreiben. In beiden Bereichen ihres Business veröffentlicht sie regelmäßig Bücher, Podcast-Episoden und Blogbeiträge. Im Juli 2022 erscheint ihr nächstes Buch mit dem Titel „Im nächsten Leben mach ich was Sinnvolles“ im Verlag Droemer Knaur. Mehr Infos zu Anja Niekerken unter www.anjaniekerken.de

Foto von Anja Niekerken
Anja Niekerken

Zu guter Letzt: Die drei wichtigsten Fragen aus dem Interview zusammengefasst

Lohnt es sich für Solo-Selbstständige, ein Buch zu schreiben?

Reich wird man damit nicht. Aber: Es gibt kein besseres Marketinginstrument als ein Buch. Es verleiht Reputation und Autorität.

Für wen ist es sinnvoll, ein Buch zu schreiben?

Es funktioniert in jeder Branche: Sobald du mit deiner Expertise Geld verdienst ¬– sobald du mehr weißt als deine Zielgruppe, bist du Expert:in für genau diese Menschen.

Was ist besser: Selfpublishing oder Verlag?

Alle, die ihr erstes Buch schreiben und es als Marketinginstrument nutzen wollen, sollten über einen Verlag gehen. Wenn dich ein Verlag ins Programm aufnimmt, ist das eine Riesenempfehlung und du musst nicht in Vorleistung gehen.

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