Was versteht man unter einer Berufsunfähigkeitsversicherung?
Wenn es um die wichtigsten Versicherungen für Selbstständige geht, dann steht die Berufsunfähigkeitsversicherung (kurz BU oder BUV) ganz oben auf der Liste. Per Definition bietet sie dir als Versicherte:r Anspruch auf einen finanziellen Schutz, wenn du deine Arbeit aufgrund einer Krankheit oder eines Unfalls für längere Zeit oder sogar dauerhaft nicht mehr ausüben kannst und es zu einem beruflichen Ausfall kommt. Mit der Höhe deiner Rente aus der Berufsunfähigkeitsversicherung solltest du bis zum Rentenbeginn dein Auskommen haben und den bisherigen Lebensstandard deiner Familie finanzieren können. Eine Selbstständigkeit ohne Berufsunfähigkeitsversicherung stellt dagegen ein echtes Risiko dar und kann schlimmstenfalls zur völligen Verarmung führen.
Warum ist eine Berufsunfähigkeitsversicherung für Selbstständige sinnvoll?
Junge Menschen denken häufig nicht über Berufsunfähigkeit nach. Viele erst dann, wenn es schon zu spät ist. Dabei ist es für dich als Selbstständige:n immens wichtig, dich mit Blick auf deine Zukunft ausreichend abzusichern. Finanzielles Wissen ist sozusagen Pflicht. Folgende Fakten sprechen dafür, weshalb du als Selbstständige:r eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen solltest:
- Kein Geld vom Staat: Als Selbstständige:r bist du in der Regel nicht in der deutschen Rentenversicherung versichert. Im Ernstfall besteht für dich daher kein Anspruch auf eine Erwerbsminderungsrente.
- Selbst wenn du freiwillig in die gesetzliche Rentenversicherung oder ein Versorgungswerk einzahlst, erhältst du im Falle einer Berufsunfähigkeit in der Regel nur dann Leistungen, wenn du vollständig erwerbsunfähig bist und somit komplett ausfällst. Eine Teilerwerbsunfähigkeit ist somit nicht abgesichert.
- Bedenke, dass du als Selbstständige:r auch keinen Schutz durch eine gesetzliche Unfallversicherung hast. Auch bei einer drohenden Arbeitslosigkeit durch körperliche Einschränkungen stehst du allein da und es greift keine Unfallversicherung.
- Häufig sparen sich Selbstständige auch den Abschluss einer Krankentagegeld-Versicherung. Auch hier könnte dir als Versicherte:r durch die Berufsunfähigkeitsversicherung Unterstützung geboten werden.
Wann greift die Berufsunfähigkeitsversicherung bei Selbstständigen?
In der Regel greift der Versicherungsschutz, sobald du nicht mehr in der Lage bist, mindestens 50 Prozent deiner gewohnten Tätigkeiten zu verrichten. Dabei spielt die Ursache keine Rolle. So sind körperliche Krankheiten ebenso abgedeckt wie psychische Probleme und die Folgen eines Unfalls oder auch bekannte Vorerkrankungen. Nach einer Prüfung durch die Versicherungsgesellschaft wird die vereinbarte monatliche BU-Rente auf dein Konto eingezahlt.
Wie hoch sind die Kosten für eine Berufsunfähigkeitsversicherung für Selbstständige
Ganz gleich, ob du zum Beispiel Grafiker:in, Handwerker:in oder Planungsingenieur:in bist – für eine BU für Selbstständige ist die Höhe der monatlichen Beiträge bzw. monetäre Anspruch sehr variabel. Der Zahlbeitrag ist der im Vertrag vereinbarte Beitrag, der unter bestimmten Umständen auf den Tarifbeitrag steigt. Dieser richtet sich jeweils nach dem Beruf und dem damit verbundenen Risiko. Darüber hinaus beeinflussen auch andere Faktoren die Höhe deiner Versicherungsbeiträge. Folgendes musst du wissen:
- Dein Beruf: Bei Risikoberufen ist der Versicherungsschutz deutlich teurer. Geringeres Risiko wirkt sich somit beitragssenkend aus.
- Dein Alter: Je jünger du bist, desto günstiger sind die Versicherungstarife. Deshalb ist es grundsätzlich optimal, wenn man die BUV schon während der Schulzeit für die Ausbildung abschließt.
- Dein Gesundheitszustand: Ein guter Gesundheitszustand und möglichst wenig Vorerkrankungen spiegeln sich auch im Preis wider. Achte bei den Gesundheitsfragen genau auf deine Wortwahl, damit dein Gesundheitsstatus und dein Status zu möglichen Vorerkrankungen nicht fehlinterpretiert werden kann.
- Höhe der Berufsunfähigkeitsrente: Je nachdem, welche Summe du versichern möchtest, variiert auch der Beitrag, den du monatlich zahlen musst. Als Faustregel gilt, dass du eine Rente in Höhe von mindestens 70 bis 80 % deines aktuellen Nettoeinkommens pro Monat absichern solltest. Hol dir dazu am besten unterschiedliche BU-Angebote ein.
- Deine Zusatzleistungen: Falls du deine Berufsunfähigkeitsversicherung zum Beispiel mit einer privaten Altersvorsorge kombinieren möchtest, ist eine Berufsunfähigkeits-Zusatzversicherung (BUZ) eine Option für dich. Bei dieser Kombination wird sich zwar dein Beitrag erhöhen, aber du kümmerst dich gleichzeitig auch um deine Altersvorsorge.
- Vergleichen macht Sinn: Speziell für Freiberufler:innen können die Kosten zwischen verschiedenen Versicherungsanbietern sehr stark variieren und unterschiedlich hoch oder niedrig ausfallen. Deshalb lohnt sich vor dem Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung für Selbstständige ein Vergleich durch zum Beispiel einen Online-Rechner. So hast du bei der Erstberatung schon eine gute Übersicht darüber, was du von der Berufsunfähigkeitsversicherung als Selbstständige:r erwarten kannst.
Welche Leistungen einer BU sind für Selbstständige besonders wichtig?
Für einen ausreichenden Schutz durch eine BU-Versicherung müssen für Selbständige grundlegende Kriterien erfüllt sein. Mache deshalb die Wahl des Tarifs deiner Berufsunfähigkeitsversicherung für Selbstständige nicht allein von den monatlichen Kosten abhängig, sondern prüfe auch den vollen Leistungsumfang. Stelle dafür mehrere Berufsunfähigkeitsversicherungen und deren Versicherungsbedingungen für Selbstständige in einem Vergleich gegenüber. So findest du deinen perfekten Schutz mit allen Leistungen, die dir wichtig sind. Hier ein paar Tipps, worauf du vor Vertragsabschluss achten solltest:
Darf man mehrere Berufsunfähigkeitsversicherungen abschließen?
Im Falle einer Berufsunfähigkeit sollte die Absicherung in einem angemessenen Verhältnis zum Einkommen stehen. Dies ist gegeben, wenn die monatliche Zahlung maximal 90 % des Nettoeinkommens beträgt. Grundsätzlich ist es daher möglich, dass du mehrere Verträge parallel eingehst. Damit es nicht zu einer sogenannten „Überversorgung“ kommt, wird dich die Versicherungsgesellschaft in der Regel vor Vertragsabschluss nach anderen Verträgen fragen. So wird ausgeschlossen, dass ein:e Versicherte:r durch die Berufsunfähigkeit mehr Einkommen generiert als vorher.
Was ist zu tun, um im Bedarfsfall Leistungen aus der BU zu erhalten?
Wenn du zum Beispiel einen Unfall hast und dadurch berufsunfähig wirst bzw. beruflich für eine gewisse Zeit ausfällst, musst du folgenden Prozess durchlaufen, um an deine BU-Rente zu kommen:
- Dein behandelnder Arzt wird dir eine Arbeitsunfähigkeit attestieren. Sie muss länger als 3 Monate bestehen.
- Ein Arzt prognostiziert, ob der Unfall oder ggf. die Erkrankung zu einer Berufsunfähigkeit führt.
- Nach der Prognose schließt sich ein ärztliches Gutachten an, was die Grundlage der Antragstellung bei einer BUV ist.
- Die jeweilige BUV führt nun eine Leistungsprüfung durch und teilt dir ihre Entscheidung mit.
Sobald die Versicherung Fakten und Daten überprüft hat, wird sie deinen Antrag im Idealfall direkt genehmigen. Wenn die Sachlage für die Versicherungsgesellschaft unklar ist, musst du mit weiteren Arztbesuchen sowie Gutachten rechnen.
Was passiert, wenn dein Antrag nicht genehmigt wird?
Falls dein Antrag abgelehnt wird, solltest du Rücksprache mit deiner Versicherung halten und nachfragen, was die Gründe dafür waren. Fühlst du dich nicht gut beraten, kannst du dich zur Sicherheit zum Beispiel an eine Verbraucherschutzorganisation wenden, deren unabhängige Berater dein Anliegen mit dir besprechen. Eine weitere Option ist es, den sogenannten Ombudsmann für Versicherungen zu kontaktieren. Seine Aufgabe ist es, Streitigkeiten zu schlichten und für Klarheit zu sorgen.
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